Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt nimmt die Arbeit auf

In einer Pressekonferenz hat Bundesministerin Anja Karliczek heute den Startschuss für das neue Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) gegeben, das am 1. Juni offiziell gegründet wird.

In einer Pressekonferenz hat Bundesministerin Anja Karliczek heute den Startschuss für das neue Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) gegeben, das am 1. Juni offiziell gegründet wird.

83 Forschungsprojekte in zehn Bundesländern: Nach eineinhalbjähriger Vorbereitungsphase startet am 1. Juni das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt seine Forschung. Die Einrichtung wird während der vierjährigen Hauptphase mit 40 Millionen Euro gefördert. Es wird mit bundesweit elf Standorten unterschiedliche Perspektiven zusammenführen und wissenschaftliche Expertise bündeln. Die Themen reichen dabei von neuen sozialen Konflikten über das Auseinanderdriften von Stadt und Land bis hin zu Populismus und zunehmendem Antisemitismus. "Um zu verstehen, was uns als Gesellschaft zusammenhält, brauchen wir noch tiefere Erkenntnisse", sagte Bundesministerin Karliczek während der Konferenz. " Und wir brauchen konkrete Lösungsvorschläge, wie wir diesen Zusammenhalt stärken können."

Neben Bundesministerin Karliczek äußerten sich ebenfalls die Sprecherinnen und Sprecher der drei koordinierenden Standorte Bremen, Frankfurt und Leipzig. Die Frage danach, was Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist, sei in der Konzeptionsphase von vielen Seiten gestellt worden, berichtete der Leipziger Professor und geschäftsführende Sprecher des FGZ Matthias Middell. "Es ist nicht einfach, darauf eine Antwort zu geben", sagt er, denn der Begriff sei zu einem beliebten Begriff mit vielen Bedeutungsschattierungen avanciert. "Aber es zeigt sich, wenn man genauer hinschaut, dass er ein hohes Potential für Kontroversen hat." Der Begriff sei eine Einladung grundsätzliche Fragen gesellschaftlicher Entwicklung zu untersuchen und dabei die Instrumente aller Geistes- und Sozialwissenschaften einzusetzen.

Diesen Fragen sollen sich interdisziplinäre Teams in 83 Forschungsprojekten annähern, erläuterte Olaf Groh-Samberg, der zweite Sprecher von der Universität Bremen. Flankiert würden die Projekte unter anderem durch zentrale Datenerhebungen, mit denen neue Daten zur gezielten Analyse des gesellschaftlichen Zusammenhalts bereitgestellt werden. "Außerdem haben wir uns noch in der Vorbereitungsphase entschlossen mithilfe des BMBFs noch ein zusätzliches Forschungsprojekt zu entwickeln", erklärte er. Darin solle untersucht werden, welche nachhaltigen Auswirkungen die Corona-Krise auf globale, internationale und nationale Vernetzung habe sowie auf Vorstellungen von gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Nicole Deitelhoff, Professorin für Internationale Beziehungen an der Goethe-Universität und die dritte Sprecherin des Forschungsinstituts sagte dazu: „Die öffentliche Auseinandersetzung, eine lebhafte Debatten- und Streitkultur sind zentrale Elemente gesellschaftlichen Zusammenhalts, die gerade in Krisenzeiten, wie der jetzigen Corona-Pandemie, gefährdet sind. Wenn wir gegenwärtig über steigende Polarisierung und um sich greifende Verschwörungstheorien sprechen, dann sind das auch Reaktion auf tief empfundene Ungewissheiten und Unsicherheit. Welche Gruppen besonders zu Verunsicherung neigen bzw. besondere Schwierigkeiten haben, damit umzugehen, wie Verschwörungstheorien öffentliche Debatten zersetzen und welche Bewältigungsstrategien es dafür gibt, gehört zu den Forschungs- und Transferaufgaben des FGZ.“

Weitere Informationen zum Start des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt finden Sie in der Pressemitteilung des BMBF. Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt ist im Internet unter https://www.fgz-risc.de/ vertreten.