Call for Papers „Netzkulturen und Plattformpolitiken“ der IDZ-Schriftenreihe „Wissen schafft Demokratie“

Das Schwerpunktheft soll aus wissenschaftlicher und praktischer Perspektive Ursprünge, Tendenzen und Auswirkungen des digitalen Hasses und des digitalen Empowerments mit den Moderationspraktiken der Social- Media-Plattformen und staatlichen Regulierungsversuchen zusammendenken. Insbesondere sollen in den Beiträgen praktische Handlungsspielräume und zivilgesellschaftliche Interventionen sowie Präventionsstrategien aufgezeigt werden, die den digitalen Raum politisieren und die demokratische Netzkultur stärken.

Call for Papers „Netzkulturen und Plattformpolitiken“

Das Internet hat sich zum Schlüsselmedium politischer und gesellschaftlicher Auseinandersetzungen entwickelt. Diese Verlagerung von Debatten und Konflikten ins Digitale hat neue Dynamiken sozialer Teilhabe und demokratischer Gestaltung ermöglicht. Die digitale Zivilgesellschaft gilt heute als Motor demokratischer Innovation und als Verteidigerin emanzipatorischer Werte im Netz. Zugleich hat insbesondere das Web 2.0 neuen Formen der Demokratiefeindlichkeit Auftrieb gegeben: Social-Media-Plattformen sind Ursprung und Resonanzraum für Hate Speech und Verschwörungsideologien, welche die Qualität des demokratischen Diskurses stark beeinträchtigen. Hassakteure gewinnen mit teils strategischen, teils organischen Angriffen gegen Minderheiten oder politisch Andersdenkende eine so große Aufmerksamkeit wie nie zuvor.

Analysen, die sich rein auf die Akteursebene beziehen, greifen allerdings oft zu kurz. Einerseits bildeten sich Netzkulturen aus, die Hass und Empowerment als soziale, interaktive Praktiken ausleben. Andererseits wird Austausch und Diskursbildung durch die algorithmische Struktur von Plattformen sowie deren spezifische Designs und Moderationsweisen angeleitet. Inwiefern sich Hass und Verschwörungserzählungen verbreiten und wie die Zivilgesellschaft darauf reagiert oder eigene Akzente setzen kann, hängt somit auch von der Entscheidungskraft weniger Unternehmen ab, die die Infrastruktur im Internet maßgeblich besitzen und strukturieren.

Viele Debatten um Hate Speech und digitale Gewalt, um die Logiken der Governance von Plattformen und um das Potenzial des Internets für die demokratische Zivilgesellschaft wurden bisher getrennt voneinander geführt. Dieses Schwerpunktheft soll aus wissenschaftlicher und praktischer Perspektive Ursprünge, Tendenzen und Auswirkungen des digitalen Hasses und des digitalen Empowerments mit den Moderationspraktiken der Social- Media-Plattformen und staatlichen Regulierungsversuchen zusammendenken. Insbesondere sollen in den Beiträgen praktische Handlungsspielräume und zivilgesellschaftliche Interventionen sowie Präventionsstrategien aufgezeigt werden, die den digitalen Raum politisieren und die demokratische Netzkultur stärken.

Wir freuen uns über Einreichungen in den Bereichen:

•             digitaler Rechtsextremismus und Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit

•             transnationale Netzphänomene und lokale Auswirkungen

•             internationale Fall- und Vergleichsstudien

•             digitale Diffusionsdynamiken von Verschwörungsideologien

•             intersektionale Perspektive zu Hass im Internet

•             Trends in Plattformmoderation und Plattformpolitik

•             staatliche Regulierung von Plattformen

•             Counter-Speech Initiativen und zivilgesellschaftliche Interventionen

•             transsektorale Entwicklungen zur Stärkung demokratischer Netzkultur

Dieser Themenschwerpunkt entsteht in Kooperation der IDZ-Projekte Digital Awareness, NETHATE und NEOVEX. Die Herausgeber*innen sind: Laura Dellagiacoma, Maik Fielitz, Marcel Jaspert und Fabian Klinker.

Es besteht die Möglichkeit, englischsprachige Beiträge einzureichen. Bitte kontaktieren Sie für weitere Informationen: wsd@idz-jena.de.

Die Schriftenreihe „Wissen schafft Demokratie“ des IDZ ist ein Instrument für den Transfer von Beobachtungen, Erfahrungen, Analysen und Befunden zwischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft und Politik. Menschenfeindliche und demokratiegefährdende Phänomene werden von unterschiedlichen Standpunkten beleuchtet. Sie richtet sich an zivilgesellschaftliche und politische Akteur*innen sowie an Wissenschaftler*innen. Sie erscheint zweimal jährlich kostenfrei als Print- und Open-Access-Version mit großer Reichweite (bisherige Ausgaben: https://www.idz-jena.de/schriftenreihe/ueber-die-schriftenreihe).

Interessierte senden bitte bis spätestens 31. Januar 2023 einen Abstract im Umfang von max. zwei Seiten an wsd@idz-jena.de. Die Abstracts werden redaktionell gesichtet. Autor*innen ausgewählter Abstracts werden daraufhin eingeladen, ein Manuskript (max. 20.000 Zeichen ohne Literaturverzeichnis) bis zum 31. Mai 2023 einzureichen. Diese werden anschließend begutachtet. Die positiv begutachteten Beiträge erscheinen voraussichtlich im vierten Quartal 2023.