Die zivilgesellschaftliche, politische, wissenschaftliche und mediale Auseinandersetzung mit Rassismus in Deutschland hat ihr jahrzehntelanges Nischendasein hinter sich gelassen. Dies ist vor allem den emanzipatorischen Kämpfen und dem zivilgesellschaftlichen Engagement der Menschen zu verdanken, die selbst von Rassismus betroffen sind. Beharrlich haben sie eingefordert, dass die Gesellschaft (selbst-)kritisch die facettenreichen Problemlagen des Rassismus wahrnimmt und erkennt, sich mit den Ursachen und Folgen von Rassismus beschäftigt. Dies reicht von systematischen Defiziten des Staates, Schutz vor rassistischen Hassverbrechen und deren angemessene Ahndung zu gewährleisten über alltägliche rassistische Diskriminierung sowie institutionalisierte und strukturelle Formen der Benachteiligung. Auch die beständige Aufklärungsarbeit gegen die Verbreitung von Rassismus als gesellschaftliche Ungleichwertigkeitsideologie, über ihre historischen Ursprünge und ihren Zusammenhang mit dem Erstarken politischer Kräfte, in deren Programmatik die Exklusion von Teilen der Bevölkerung nach ethnokulturellen oder gar biologistischen Identitätsdefinitionen zentralen Stellenwert besitzt, gehört zu den zivilgesellschaftlichen Verdiensten. All die genannten Aspekte werfen die Frage nach dem Verhältnis zwischen gesellschaftlichem Zusammenhalt und Rassismus auf, nach den zugrunde liegenden normativen Postulaten – und nicht zuletzt nach den Herausforderungen, die sich aus rassismuskritischen Diskursen ergeben. Das Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ), dessen Jenaer Teilinstitut das IDZ ist, hat sich die Aufgabe gestellt, nach wissenschaftlich fundierten Antworten zu suchen und dabei eine Brücke zwischen Zusammenhalts- und Rassismusforschung zu schlagen.
Ziel der IDZ-Fachtagung „Gesellschaftlicher Zusammenhalt & Rassismus“ vom 9. bis 10. Dezember 2021 war es, die Verknüpfung zwischen unterschiedlichen wissenschaftlichen Forschungsansätzen, Fragestellungen und interdisziplinären Forschungstraditionen voranzutreiben. Im vorliegenden Tagungsband, der als 11. Band der IDZ-Schriftenreihe „Wissen schafft Demokratie“ erscheint, sind die einzelnen Vorträge und Formate als schriftliche Beiträge zusammengefasst.
ISSN (online): 2512-9716
ISBN: 978-3-940878-76-2
Herausgeber:
Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ)
Dr. Janine Dieckmann, Susanne Haldrich
Verleger und Träger:
Amadeu Antonio Stiftung, Novalisstraße 12, 10115 Berlin