Der Begriff „Sicherheit“ nimmt in demokratischen Gesellschaften eine zentrale, jedoch vielschichtige und oft umstrittene Rolle ein. Sicherheit wird nicht nur als Schutz vor Gefahr verstanden, sondern zunehmend auch als Garant für soziale Gerechtigkeit, Teilhabe und individuelle Würde. Diese erweiterte Perspektive umfasst den Schutz vor äußeren Bedrohungen sowie die Sicherstellung grundlegender Lebensbedingungen für alle. In der gesellschaftlichen Debatte äußern sich jedoch oft konkurrierende Sicherheitsbedürfnisse, die nicht immer gleichermaßen anerkannt oder berücksichtigt werden.
Dies wirft die Frage auf, wer eigentlich zum „Wir“ gehört, wenn über Sicherheit gesprochen wird. Besonders vulnerable Gruppen wie jüdische Menschen, Migrant*innen, Menschen mit Behinderungen oder wohnungs- und obdachlose Personen erleben Unsicherheiten, die nicht nur aus akuten Bedrohungen resultieren, sondern auch aus strukturellen und historischen Diskriminierungen. Für jüdische Menschen manifestiert sich Unsicherheit beispielsweise durch den anhaltenden Antisemitismus, der in Vorurteilen und gewaltsamen Übergriffen spürbar ist.
In diesem Sammelband untersuchen wir, wie unterschiedliche gesellschaftliche Gruppen Sicherheit und Unsicherheit erfahren und wie diese Erfahrungen im Kontext bestehender Machtverhältnisse verhandelt werden. Dabei beleuchten die Beiträge, wie staatliche Institutionen sowie zivilgesellschaftliche Akteur*innen mit Fragen der Sicherheit umgehen und welche alternativen Strategien entwickelt werden können, um den Schutz, die Teilhabe und die Würde aller Menschen zu gewährleisten. Der Sammelband legt einen besonderen Fokus auf die Auswirkungen struktureller Diskriminierung sowie auf die Chancen einer pluralen, offenen Gesellschaft.
ISSN (Online): 2512-9716
ISSN (Print): 2512-9732
Herausgeber:
Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ)
Viktoria Kamuf, Anne Tahirovic, Susanne Haldrich
Lisa Wagenschwanz, Amelie Brockhaus, Gina Meier
Verleger und Träger:
Amadeu Antonio Stiftung, Novalisstraße 12, 10115 Berlin