Neue IDZ-Analyse zur TikTok Nutzung im Bundestagswahlkampf 2025

Die Rolle des sozialen Netzwerks TikTok ist im Vorlauf der Bundestagswahl 2025 vielfältig diskutiert worden. Nachdem die AfD und andere rechtspopulistische und -extreme Parteien im Europawahlkampf die Plattform stark dominierten und damit junge Wähler*innen erreichte, zogen viele Parteien nach. Die drei IDZ-Wissenschaftler Michael Schmidt, Christian Donner und Harald Sick aus dem Projekt "Netzwerk gegen Hass im Netz und Desinformation" haben sich genauer angesehen, wie die verschiedenen Parteien die Plattform im Wahlkampf nutzten.

Rund 2.200 Accounts, mehr als 26.000 Videos

Die Analyse umfasst die TikTok-Accounts weitgehend aller Direktkandidat*innen und Kandidaten der Landeslisten der Bundestagswahl 2025 sowie der Abgeordneten auf Europa-, Bundes- und Landesebene der sieben relevanten Parteien: AfD, BSW, CDU/CSU, Bündnis90/Die Grünen, FDP, Die Linke und SPD. Zudem wurden Kreisverbände und Jugendorganisationen überprüft und deren TikTok-Konten zum Datensatz hinzugefügt. Insgesamt wurden rund 2.200 Accounts untersucht.

Im Erhebungszeitraum zwischen Mitte Dezember und Mitte Februar haben diese Accounts mehr als 26.000 Videos gepostet. Es wurden Shares, Likes und Views dieser Postings maschinell ausgewertet und miteinander verglichen. 

Zentrale Ergebnisse:

  • bedingte AfD-Dominanz: Die Partei ist weiter dominant in der Breite der Nutzung und im Postingvolumen, aber nicht mehr bei den Top-Accounts. Die Linke landete hier vor der AfD. Außerdem stachen andere Parteien manche Spitzenaccounts der AfD aus.
  • keine TikTok-inhärenten Vorteile: Weder zeigen die Daten, dass die AfD algorithmisch bevorteilt wird, noch dass ihr die lange Präsenz einen starken Vorteil gibt, der sich aus der frühen Erschließung der Plattform speist. Die bedingte Dominanz erklärt sich v. a. durch die Vielzahl an Posts auf allen Ebenen.
  • strategisch unspektakulär: Der AfD-Erfolg basiert auf einer aktiven zweiten und dritten Reihe, also überproportional vielen Accounts auf Landes- und Kommunalebene. Dagegen zog z.B. Die Linke mit 60% weniger Posts mehr Likes an; sie stellt das Top-Duo der Einzelaccounts.

Veröffentlichungen

Die Ergebnisse der Analyse wurden in Zusammenarbeit mit dem Social Media Watchblog hier veröffentlicht.
Eine detaillierte Ansicht der Ergebnisse findet sich hier.

 

Ansprechpartner: Christian Donner (christian.donner@idz-jena.de)
Weitere Information zum Projekt Netzwerk gegen Hass im Netz und Desinformation