Einen tiefen Einblick in das Funktionieren einer der für viele Jahre berüchtigtsten islamistischen Gruppen in Europa bietet Quintan Wiktorowicz. Er untersucht das Handeln der Al-Muhajiroun Gruppierung in Großbritannien und die internationale Vernetzung, die von dort ausging und eine Blaupause für den westeuropäischen Islamismus darstellte. Wiktorowicz zeichnet die Motivationen, Karrieren und Ausstiegsgründe von Mitgliedern der Gruppe nach, die auch Aufschluss für andere Gruppierungen bietet. In den durchgeführten Interviews wird immer wieder betont, wie wichtig gesellschaftlicher Rassismus für die Rekrutierung salafistischer Gruppierungen ist. Das 2005 in englischer Sprache erschienene Buch ist besonders deshalb interessant, weil es eine frühe Studie über islamistischen Aktivismus darstellt, weit bevor das Thema Radikalisierung etc. auf der Forschungsagenda von Universitäten und Regierungen erschien. Sein Verdienst ist es, den radikalen Islamismus zu demystifizieren und auf einer profunden empirischen Grundlage den/die Leser_in zu eigenen Schlussfolgerungen kommen lässt, die nicht von einer Dramatisierung und Skandalisierung, sondern von Faktenwissen geprägt sind.

Geeignet für: Vertiefung

Schlagworte: Islamismus, Großbritannien, Netzwerke, Erfahrungsbericht, Rassismus