Im Spannungsfeld von Erinnerungskultur und politischer Gegenwart gewinnt der Begriff der Sicherheit eine zentrale Bedeutung. Während der Holocaustgedenktag am 27.01. uns vor allem an die Folgen von Antisemitismus, aber auch von Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit erinnert, wirft die bevorstehende Bundestagswahl grundlegende Fragen nach dem gesellschaftlichen Umgang mit Sicherheit und Schutz auf. Wie kann Sicherheit im Kontext pluraler Demokratien gedacht werden, und welche Gruppen werden in der Verteilung von Sicherheit systematisch ausgeschlossen. Die Schriftenreihe „Sicherheit als Schlüsselbegriff einer offenen Gesellschaft" setzt sich kritisch mit diesen Fragen auseinander und untersucht, wie der Begriff der Sicherheit nicht nur im physischen, sondern auch im sozialen und demokratischen Sinne verstanden werden muss.
Besondere Beachtung finden dabei die Perspektiven vulnerabler Gruppen - darunter jüdische Menschen, Migrant*innen, Menschen mit Behinderungen sowie wohnungs- und obdachlose Personen - deren Sicherheitsbedürfnisse häufig durch strukturelle Ungleichheiten und historische Diskriminierungen marginalisiert werden. Im Kontext von Erinnerungsarbeit und zeitgenössischen politischen Diskursen analysieren die Beiträge die Verschränkungen zwischen staatlichen und zivilgesellschaftlichen Akteuren in der Herstellung und Verhandlung von Sicherheit. Es wird dabei die Frage aufgeworfen, inwiefern bestehende Machtstrukturen Sicherheit selektiv verteilen und welche alternativen Ansätze zum Schutz der Würde und Teilhabe aller Mitglieder der Gesellschaft entwickelt werden können.