Aktuelles aus der Forschung: Bereich „Rechtsextremismus- und Demokratieforschung“

Schwerpunkt Antifeminismus & Hasskriminalität

In der Rubrik „Aktuelles aus der Forschung“ präsentieren wir Kurzzusammenfassungen ausgewählter wissenschaftlicher Publikationen internationaler Autor*innen. In alphabetischer Reihenfolge vorgestellt werden wissenschaftliche Studien, Artikel und Bücher zum Schwerpunktthema „Antifeminismus & Hasskriminalität“ aus dem Bereich „Rechtsextremismus- und Demokratieforschung“ sowie aus dem Bereich „Vielfalt, Engagement und Diskriminierung“. Die Inhalte der jeweiligen Publikationen werden entweder zusammengefasst wiedergegeben und/oder es werden Passagen direkt aus den angegebenen Originalquellen zitiert; diese Stellen sind dann mit Anführungszeichen versehen.

Coester, Marc et al. (Hrsg.) (2023). Rechter Terrorismus: international – digital – analog

 

Über die Publikation

15 Autor*innen nähern sich der Frage einer veränderten Phänomenologie rechten Terrors an.

Methode

Der interdisziplinäre Band vereint Studien zum Phänomen „Rechtsterrorismus“ und bedient sich dabei eines mehrdimensionalen und systemischen Zugriffs.

Zentrale Befunde

Eingangs skizzieren die Herausgebenden die Komplexität rechten Terrors und Vincenz Leuschner die Schwierigkeit begrifflicher Zuordnung. Nico Unkelbach liefert den historischen Abriss, Michael Fürstenberg die Weiterentwicklung David Rapoports Theorie. Fabian Virchow analysiert 15 Manifeste rechten Terrors, Florian Hartleb die „Lone-Wolf“-These. Die Relevanz des Antifeminismus betont Maria Kanitz, das Verhältnis der Identitären Bewegung zum Rechtsterrorismus beleuchten Judith Goetz & Alexander Winkler. Armin Langer prüft die Zusammenhänge zwischen antisemitischer „dog-whistle politics“ und rechtsextremer Gewalt. Auf den Mythos eines „deep state“ gehen Florian Hartleb & Christoph Schiebel ein. Kritisch betrachtet Hendrik Puls den Begriff der „Gamifizierung“. Erkenntnisgewinne für den politischen/gesellschaftlichen Umgang zieht Lukas Geck. Wechselwirkungen von Psychopathologie und Ideologie stellt Florian Hartleb heraus. Die transnationale Vernetzung vor 1990 erörtert Darius Muschiol. Gesellschaftspolitische Reaktionen auf Attentate sind bei Paul Schliefsteiners Beitrag zentral. Der Bedeutung digitaler Vernetzung terroraffiner Milieus und der Online-Offline-Dynamiken widmen sich Maik Fielitz & Stephen Albrecht.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-40396-6

Quelle

Coester, Marc/Daun, Anna/Hartleb, Florian/Kopke, Christoph/Leuschner, Vincenz (Hrsg.) (2023). Rechter Terrorismus: international – digital – analog. Wiesbaden, Springer VS.


 

Ekberg, Kristoffer et al. (2023). Climate Obstruction. How Denial, Delay and Inaction are Heating the Planet

 

Über die Publikation

Die Autor*innen analysieren in ihrem Buch die Ursachen und Kontextbedingungen dafür, dass notwendige Maßnahmen gegen den menschen- bzw. industriegemachten Klimawandel und die globale Klimakrise verhindert und verschleppt werden. Sie stützen sich dabei auf eine Vielzahl von Befunden aus der internationalen Forschung zur Geschichte der Klima- und Umweltpolitik, der Soziologie, den Kommunikations- und Medienwissenschaften sowie der Psychologie. Die Autor*innen beschreiben die unterschiedlichen Formen der Klimaschutzverhinderung, die seit den 1960er-Jahren weltweit wirkten und bis heute wirkmächtig sind: Dies reicht von der Leugnung wissenschaftlicher Beweise bis hin zur scheinbar ehrlichen Anerkennung der Notwendigkeit, konsequenten Klimaschutz zu betreiben, die aber trotzdem in der Verzögerung effektiver Maßnahmen resultiert.

Methode

Das Buch hat einführenden Charakter und zeigt in leicht verständlicher Form Zugänge auf, die Argumente und Strategien der Klimaschutzverhinderung zu identifizieren und zu verstehen. Außerdem werden Lösungsansätze für einen systemischen und kulturellen Wandel diskutiert. Im Buch werden zunächst die Grundlagen der Klimaschutzverhinderung dargestellt und es wird darauf eingegangen, inwieweit dies organisiert geschieht und von welchen Akteur*innengruppen sie ausgeht. Ein anschließendes Kapitel beschäftigt sich mit der Rolle der radikalen und extremen Rechten. Schließlich wird der Fokus auf die öffentliche Kommunikationssphäre gelenkt.

Zentrale Befunde/Aussagen

Neben Unternehmen bzw. Lobby-Gruppen und konservativen Akteur*innen waren Akteur*innen von Rechtsaußen hier einflussreich. Aufgrund ihrer Lebens- und Konsumgewohnheiten und damit zusammenhängender Einstellungen tragen aber auch „ganz normale Bürger*innen“ dazu bei, dass die Bekämpfung des Klimawandels ausgebremst wurde und wird.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.routledge.com/Climate-Obstruction-How-Denial-Delay-and-Inaction-are-Heating-the-Planet/Ekberg-Forchtner-Hultman-Jylha/p/book/9781032019475

Quelle

Ekberg, Kristoffer/Bernhard Forchtner/Martin Hultman/Jylhä, Kirsti M. (2023). Climate Obstruction How Denial, Delay and Inaction are Heating the Planet. London, Routledge.


 

Frankenberg, Günter/Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.) (2022). Treiber des Autoritären: Pfade von Entwicklungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts

 

Über die Publikation

„Zählen Krisen zu den besonderen Treibern autoritärer Entwicklungen und rechtsextremer Aktivitäten im jungen 21. Jahrhundert? Um diese Frage zu beantworten, bietet dieser Sammelband breit angelegte theoretische und empirische Analysen. Die Beiträge knüpfen an längerfristige ökonomische, politische und gesellschaftliche Entwicklungen an, rücken aber auch die Covid-19-Krise in den Mittelpunkt. Es geht in ihnen um die Gefährdungen der offenen Gesellschaft und der liberalen Demokratie, der zentrale Blick richtet sich auf rechtsautoritäre und rechtsextremistische Bewegungen und Parteien.“ (aus der Verlagswerbung)

Methode

Der Sammelband setzt sich mit Phänomenen, Strukturen und Wirkungsweisen des rechten Autoritarismus auseinander. Er enthält Beiträge von folgenden Expert*innen: Brigitte Bargetz, Kai Biermann, Oliver Decker, Paula Diehl, Klaus Dörre, Nina Elena Eggers, Klaus Günther, Maximilian Pichl, Lars Rensmann, Dieter Rucht, Birgit Sauer, Bernd Stegemann, Natascha Strobl, Volker Weiß und Michael Zürn.

Zentrale Befunde/Aussagen

„Zu den Grunderzählungen, die in der Entwicklung des Autoritären eine dominante Rolle spielen, gehören primär die Bedrohung von Ordnung, das Zerstören von Hierarchien und Dominanzen, die Auflösung von Identitäten, der Opferstatus aufgrund des Agierens feindlicher Mächte im Inneren wie von außen und Fantasien vom Untergang des (deutschen) Volkes. Dieser Duktus von Bedrohung, Zerstörung, Auflösung und Untergang hat u. a. die Funktion, kollektive Ängste zu schüren, zugleich Mobilisierungen in Gang zu setzen und autoritäre Bewegungen und Bestrebungen anzutreiben.“ (aus Kapitel I „Autoritäre Entwicklungen. Bedrohungen pluralistischer Gesellschaften“, dem einleitenden Beitrag der Herausgeber, S. 35)

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/politikwissenschaft/treiber_des_autoritaeren-17320.html

Quelle

Frankenberg, Günter/Heitmeyer, Wilhelm (Hrsg.) (2022). Treiber des Autoritären: Pfade von Entwicklungen zu Beginn des 21. Jahrhunderts. Frankfurt am Main/New York, Campus.


 

Grimm, Marc/Baier, Jakob (2023). Jugendkultureller Antisemitismus. Warum Jugendliche für antisemitische Ressentiments im Gangsta-Rap empfänglich sind

 

Über die Publikation

Die Autoren füllen mit dieser Publikation eine Leerstelle und liefern erstmalig empirische Daten zum Wirkungszusammenhang von deutschsprachigem Gangsta-Rap und antisemitischen Einstellungen bei seinen Hörer*innen.

Methode

Die Studie kombiniert qualitativ empirische Forschung in Form von Gruppengesprächen mit einer quantitativ empirischen, fragebogengestützten Erhebung. In einem Zeitraum von 7 Monaten wurden 500 Personen im Alter von 12 bis 24 Jahren befragt. Im ersten Teil der Untersuchung befragten die Autoren Jugendliche, die Gangsta-Rap konsumieren, u. a. zu ihren Einstellungen bezüglich verschiedener Ideologien der Ungleichwertigkeit und den im Gangsta-Rap propagierten Weltvorstellungen. Darauf aufbauend führten die Autoren eine Befragung sowohl von Konsument*innen als auch von Nicht-Konsument*innen dieses musikalischen Genres zum gleichen Themenfeld durch.

Zentrale Befunde/Aussagen

Grundlegend für die empirischen Untersuchungen ist die Feststellung, dass antisemitische und verschwörungsideologische Inhalte im deutschsprachigen Gangsta-Rap weitverbreitet sind. Ergebnis der Studie ist u. a. der Nachweis eines direkten Zusammenhangs zwischen Gangsta-Rap-Konsum und antisemitischen Einstellungen. Daneben ergab die Befragungen der Jugendlichen eine mangelnde Medien- und Informationskompetenz, die zur Folge hat, dass ein Teil der Konsument*innen die antisemitischen Inhalte des Gangsta-Rap nur schlecht kritisch einordnen können. Entsprechend fordern die Autoren eine höhere gesellschaftliche Sensibilität gegenüber den Inhalten und Akteur*innen des Gangsta-Rap, die Förderung der Medienkompetenz bei Jugendlichen und Präventionsmaßnahmen gegen Antisemitismus (auch im schulischen Kontext).

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.wochenschau-verlag.de/Jugendkultureller-Antisemitismus.-Warum-Jugendliche-fuer-antisemitische-Ressentiments-im-Gangsta-Rap-empfaenglich-sind/41559

Quelle

Grimm, Marc/Baier, Jakob (2023). Jugendkultureller Antisemitismus. Warum Jugendliche für antisemitische Ressentiments im Gangsta-Rap empfänglich sind. Frankfurt a.M., Wochenschau Verlag.


 

Khosravi Ooryad, Sama (2023). Alt-right and authoritarian memetic alliances

 

Über die Publikation

Der Artikel untersucht Misogynie, Antifeminismus und Queerfeindlichkeit in Farsi-sprachigen bzw. iranischen Sozialen Medien und Messenger-Apps (z. B. Telegram). Hier besteht eine große Forschungslücke, da sich die Literatur zu antifeministischen Online-Subkulturen fast ausschließlich auf westliche, englischsprachige Kontexte bezieht.

Methode

Die Studie stützt sich auf digitale ethnografische Forschung: Die Autorin verbrachte ein Jahr in ausgewählten Online-Gruppen und -Kanälen von Farsi-sprachigen „Männerrechtler“-Communitys und beobachtete und archivierte die dort geposteten Inhalte und Diskussionen.

Zentrale Befunde/Aussagen

Das iranische Internet wird meist im Kontext staatlicher Zensur zur Unterdrückung von „westlichen“ Inhalten diskutiert. Die Autorin stellt jedoch fest, dass die iranische Online-Welt entgegen gängiger Auffassung nicht isoliert von westlichen, vor allem US-amerikanischen, Online-Kulturen stattfindet. Vielmehr gibt es eine Vielzahl von (staatlich gesponserten) Accounts, Kanälen und Plattformen, die Memes und Aktivitäten westlicher alt-right und white supremacist Communitys nutzen, um Hass gegen Feminist*innen und queere Personen zu verbreiten. Dabei sind Memes und Bildcollagen zentrale und machtvolle Instrumente zur Verbreitung von Online-Hass: Sie können sehr schnell über verschiedene Communitys, Plattformen und Sprachen hinweg kopiert, geteilt und angepasst werden. Da sie gleichzeitig inhaltlich anpassungsfähig und durch ihre ständige Zirkulation allgemein bekannt sind, schaffen sie globale Verbindungen zwischen verschiedenen, teils eigentlich in Konflikt stehenden Gruppen und Online-Kulturen (in diesem Fall zwischen iranischen und US-amerikanischen „Männerrechtlern“). Scheinbar triviale Memes und Bilder gewinnen somit eine politische Qualität in der Unterstützung einer geteilten globalen Kultur von misogynem Online-Hass, die im Kontext einer international vernetzten Rechten steht.

Die vollständige Publikation finden Sie hier

journals.sagepub.com/doi/10.1177/01634437221147633 (Paywall)

Quelle

Khosravi Ooryad, Sama (2023). Alt-right and authoritarian memetic alliances: global mediations of hate within the rising Farsi manosphere on Iranian social media. Media, Culture & Society 45 (3), 1–24.


 

Kinskofer, Moritz (2023). Bewegungsförmiger Rechtsextremismus – Militia of Montana und Identitäre Bewegung im Vergleich

 

Über die Publikation
 

Moritz Kinskofer untersucht in seiner Monographie zwei rechtsextreme Bewegungen mithilfe der Strain Theory und vergleicht sie hinsichtlich ihrer „Extremismusintensität“.

Methode

Zunächst leistet Kinskofer eine qualitative Analyse auf Basis von Primärquellen der Militia of Montana (MOM) und der Identitären Bewegung (IB), der anschließende diachrone Vergleich gibt Aufschluss über Zusammenhänge und Unregelmäßigkeiten. Dabei betrachtet der Autor u. a. die Dimensionen Ideologie, Organisation, Strategie und Wirkung.

Zentrale Befunde/Aussagen

Kinskofer legt in seinen Analysen dar, dass beide Bewegungen in ihren Aktionsphasen eine nicht zu unterschätzende Bedrohung des demokratischen Staates darstellten. Als für beide Bewegungen zentral stellt er den Widerstand gegen das „System“ heraus. Während die Dimensionen der jeweiligen Ideologie unterschiedlich konstruiert werden, legitimieren sowohl die MOM als auch die IB den Rückgriff auf die Nation bzw. Ethnie. Organisatorische Differenzen zeigen sich an den Mitgliederzahlen, außerdem verfügt die IB im Gegensatz zur MOM über einen hohen Organisationsgrad und ist stärker akademisch geprägt. Zudem ist es bei der IB Strategie, über den parteiförmigen Rechtsextremismus den Weg in die parlamentarische Arbeit zu gehen. Vor allem auf die AfD und die FPÖ konnten Akteur*innen und Ideen der IB immer wieder Einfluss nehmen. Entgegen ihrem Anspruch als metapolitische Kraft wendet IB Gewalt an, während die MOM sich selbst zwar als Miliz begreift, aber zur Gewalt lediglich aufgerufen hat. Beide Bewegungen haben sich über ihren Internetauftritt finanziert und auch über das Internet mobilisiert. Dabei entfaltete die MOM mehr Wirkung auf ihre in-group, da die Mobilisierung der IB durch Deplatforming erheblich beeinträchtigt wurde.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.tectum-elibrary.de/10.5771/9783828879812-1/1-bewegungsfoermiger-rechtsextremismus-in-demokratischen-gesellschaften

Quelle

Kinskofer, Moritz (2023). Bewegungsförmiger Rechtsextremismus – Militia of Montana und Identitäre Bewegung im Vergleich. Baden-Baden, Tectum Verlag.


 

Koch, Timo K. et al. (2023). Effects of fact-checking warning and social endorsement cues on climate change fake news credibility and engagement on social media

 

Über die Publikation

Die vorliegende experimentelle Studie untersucht zwei bereits eingesetzte Maßnahmen gegen Online-Fake News: Das Hinzufügen von Warnhinweisen durch Faktenprüfer*innen und die Entfernung von Hinweisen zur sozialen Online-Interaktion (z. B. Likes und Shares, S. 1). Theoretischer Rahmen der Studie ist der HSM-Ansatz, der auf kognitiver Ebene beschreibt, wie Menschen Urteile aus Informationen – in diesem Falle Fake News – ableiten. Dabei wird grundsätzlich zwischen einem peripheren, heuristischen und einem systematischen Verarbeitungsprozess unterschieden (S. 2).

Methode

Um die Effekte der Maßnahmen gegen die Verbreitung von Fake News zu testen, wurde ein Online-Experiment mit 571 Teilnehmenden durchgeführt, die einen nachgestellten Facebook-Feed mit einem Fake-News-Post zum Klimawandel zu sehen bekamen. Der Beitrag wurde entweder mit oder ohne Warnhinweis sowie mit oder ohne Hinweise auf soziale Interaktionen (wie Likes oder Shares) angezeigt. Anschließend mussten die Teilnehmenden verschiedene Fragen u. a. zur Glaubwürdigkeit des Posts und zur ihrer Interaktionswahrscheinlichkeit mit ihm beantworten (S. 5).

Zentrale Befunde/Aussagen

Die Ergebnisse zeigen: Warnhinweise reduzieren die wahrgenommene Glaubwürdigkeit eines Fake-News-Posts und verringern die Wahrscheinlichkeit, dass dieser weiterverbreitet wird. Eine Relevanz dieser Kennzeichnung für einen systematischen Verarbeitungsprozess nach dem HSM-Ansatz konnte jedoch nicht bestätigt werden. Das Entfernen von Hinweisen zu sozialen Interaktionen hatte keinen Effekt (S. 1). Die Auswertung legt nahe, dass Warnhinweise effektiv sind, aber dass begleitende Maßnahmen wie das Trainieren von Medienkompetenz und Prebunking-Techniken (präventive Aufklärung und Bildung) die Erfolgschancen erhöhen, die Verbreitung von Fake News gezielter einzudämmen (S. 10).

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/jasp.12959

Quelle

Koch, Timo K./Frischlich, Lena/Lermer, Eva (2023). Effects of fact‐checking warning labels and social endorsement cues on climate change fake news credibility and engagement on social media. Journal of Applied Social Psychology, 1–13.


 

Moore, Sam/Roberts, Alex (2022). Außen grün, innen braun: Wie Rechtsextreme Klimakrise und Naturschutz für ihre Zwecke benutzen

 

Über die Publikation

Moore und Roberts widmen sich in ihrem Buch, das im Original englischsprachig und in einer deutschen Übersetzung erschienen ist, der Klima- und Umweltthematik, allerdings mit einem expliziten Fokus auf Demokratiegefährdungsphänomene und die Strategien der radikalen und extremen Rechte. „Sam Moore und Alex Roberts analysieren die Aneignung ökologischer Themen durch Rechte und skizzieren mögliche Zukunftsszenarien voller Hass und Gewalt, die es zu verhindern gilt.“ (aus der Verlagswerbung).
Methode
Das Buch enthält die folgenden Kapitel: „Eine Geschichte des rechtsextremen Ökologismus“, „Die extreme Rechte und die Natur heute“, „Der Ökologismus der Online-Rechten“, „Tödliche ökofaschistische Gewalt“, „Droht ein echter Ökofaschismus?“

Zentrale Befunde/Aussagen

„Von Grenzkontrollen im Namen der Umwelt bis zu ökofaschistischen Attentaten: Nachdem sie die Realität des Klimawandels jahrzehntelang geleugnet haben, hat eine neue Generation rechtsextremer Aktivist*innen und rechtspopulistischer Politiker*innen erkannt, dass die Umweltkrise ihre beste Chance ist, Aufmerksamkeit und Macht zu erlangen.“ (aus der Verlagswerbung) „Eine einflussreiche Umweltschutzbewegung von rechts würde nicht im luftleeren Raum entstehen. Vielmehr könnte sie aus der Geschichte einer reaktionären Naturpolitik schöpfen, die wir als »rechtsextremen Ökologismus« bezeichnen. Im ersten Teil dieses Buchs zeichnen wir die Geschichte dieser Ideen und Praktiken nach, von der kolonialen Naturbewirtschaftung über den Aufstieg des wissenschaftlichen Rassismus und der Eugenik, die »grünen« Aspekte des faschistischen Italiens und des nationalsozialistischen Deutschlands bis hin zum Überbevölkerungsdiskurs der Nachkriegszeit, zu Strömungen umweltfeindlicher Misanthropie und schließlich zur Versicherheitlichung der Umwelt selbst.“ (aus der Einleitung, S.13f.)

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.oekom.de/buch/aussen-gruen-innen-braun-9783962383848

Quelle

Moore, Sam/Roberts, Alex (2022). Außen grün, innen braun: Wie Rechtsextreme Klimakrise und Naturschutz für ihre Zwecke benutzen. München, oekom.


 

Pérez, Raúl (2022). The souls of white jokes. How racist humor fuels white supremacy

 

Über die Publikation
 

Dass Humor nicht nur eine Menge Spaß, sondern auch Spott, Verachtung und Unterdrückung für marginalisierte Gruppen mit sich bringt, spiegelt sich zunehmend auch in der Forschung zur Normalisierung rechtsextremer Weltbilder wider. Die kollektive Kraft des Lachens und Verhöhnens war stets nicht nur eine Form der Herausforderung politischer Macht, sondern auch die Zementierung von gesellschaftlichen Ungleichheiten. Davon ausgehend führt das Buch des Soziologen Raúl Pérez durch verschiedene Topoi rassistischer Unterdrückung im Gewand von Witzen und Schadenfreude.

Methode

Um besser zu verstehen, was rassistischer Humor ist und was er bewirkt, koppelt der Autor Theorien des Humors mit Theorien über race und Rassismus zu einem Forschungsprogramm: amused racial contempt. Dieser ‚vergnügten Form rassistischer Verachtung‘ geht der Autor durch die Untersuchung historischer Vorläufer und stetiger Anpassungen auf den Grund. Er bedient sich insbesondere der Schriften des Sozialpsychologen Michael Billig, der abwertenden Humor mit sozialer Entfremdung in Verbindung brachte. Billigs Sozialkritik kombiniert Pérez mit einer epistemologischen Kritik, indem er Fragen der Definition von Humor und Kränkung der Perspektive einer weißen Mehrheitsperspektive entreißen möchte. Dabei geht es ihm darum, jene Momente akuter Respektlosigkeit zu dechiffrieren, in denen weiße Menschen die Macht haben, Schwarze zu demütigen und zu erniedrigen.

Zentrale Befunde/Aussagen

Der Autor untersucht die soziale Macht des rassistischen Humors in drei unterschiedlichen, jedoch durch eine Form des rassistischen Humors verbundenen Milieus: die extreme Rechte, die Polizei und der ehemalige US-Präsidenten Trump samt seines MAGA-Umfelds. Rassistischer Spott, Beleidigungen und aggressiver Humor dienen dazu, Gruppen und Einzelpersonen in der Gesellschaft anzugreifen, zu disziplinieren, zu entmenschlichen und auszugrenzen. Es benötigt weitere Forschung, wie diese in den USA gewonnenen Erkenntnisse auf andere geografische Kontexte übertragen werden können.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.sup.org/books/title/

Quelle

Pérez, Raúl (2022). The souls of white jokes. How racist humor fuels white supremacy. Stanford, Stanford University Press.


 

Steinberg, Gerald M. (2022). The Central Political Role of German Left Actors in the Campaign to Replace the IHRA Working Definition of Antisemitism

 

Über die Publikation

Steinberg zeigt in seiner Analyse pointiert auf, welche Rolle verschiedene linke Akteure in Deutschland spielten, um die International Holocaust Remembrance Alliance’s 2016 Working Definition of Antisemitism (IHRA-WDA) durch die Jerusalem Declaration on Antisemitism (JDA) zu schwächen und zu ersetzen.

Methode

Der Autor geht bei seiner Analyse historisch vor und geht dabei zurück bis zur Israelfeindschaft in der DDR. Dabei wird deutlich, dass die JDA nicht im luftleeren Raum entstanden ist. Sie reiht sich ein in eine Kontinuität des Antisemitismus in Deutschland und in die Kontinuität des israelbezogenen Antisemitismus aus dem politisch linken Spektrum. Ohne einen Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, werden die wichtigsten Ereignisse der letzten Jahrzehnte exemplarisch dargestellt.
Zentrale Befunde/Aussagen
Die Analyse zeigt auf, wie verschiedene linke Akteur*innen aus Parteien bzw. parteinahen Stiftungen, NGOs und Kulturbetrieb, Wissenschaftler*innen (u. a. des Zentrums für Antisemitismusforschung in Berlin) sowie israelischen Linke versucht haben, die Antisemitismusdefinition der IHRA zu schwächen. Dies geschah vor allem durch Initiativen wie „GG 5.3 Weltoffenheit“ und mittels eines „Expertenpapieres“, dass sich zum Ziel gesetzt hatte, die IHRA-WDA zu ersetzen, woraus dann die JDA hervorging. Dabei war das zentrale Argument gegen die IHRA-WDA, dass diese angeblich die Meinungs- und Kunstfreiheit einschränken würde, wenn sie israelbezogenen Antisemitismus klar benenne so wie bei der antisemitischen BDS Bewegung. Die Diskussionen rund um eine Ersetzung der IHRA-WDA hat gezeigt, wie Antisemitismus für die eigenen Zwecke instrumentalisiert wird und dass dieser Prozess erhebliche Auswirkungen für die Definition und Bekämpfung von Antisemitismus hat.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.degruyter.com/journal/key/jca/html

Quelle

Steinberg, Gerald M. (2022). The Central Political Role of German Left Actors in the Campaign to Replace the IHRA Working Definition of Antisemitism. Journal of Contemporary Antisemitism 5(2) (Fall 2022), 67–82.