Stadt und Bildungszentrum Saalfeld sind Kandidaten der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen. Unter dem Motto StadtLand arbeitet die IBA Thüringen bis 2023 an über 30 Vorhaben im ländlich geprägten Freistaat, die neue bauliche Standards erproben, neue Funktionen in Stadt und Land identifizieren sowie deren Zusammenhänge stärken. Die IBA Thüringen entwickelt mit ihren Partner_innen ressourcenbewusste Projekte mit gemeinwohlorientierten Werten in und für Thüringen, aktiviert Leerstände im Land, unterstützt Raumunternehmer_innen sowie neue Formen der Zusammenarbeit zwischen Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft für mehr Lebensqualität.
Im Rahmen der Projektfamilie „Arrival StadtLand“ experimentiert die IBA Thüringen mit modellhaften Lösungen, um Verbindungen mit den neuen Bewohner_innen zu knüpfen, die in Folge von Flucht und Einwanderung zu uns kommen. Da Migration gerade für Thüringen, ein weitgehend ländlich geprägter Raum mit geringer Zuwanderung, einen wichtigen Impuls für die zukünftige Entwicklung darstellt, suchte die IBA im Rahmen des Projektaufrufs „Arrival StadtLand“ im Jahr 2016 nach Menschen, Orten und Ideen in ganz Thüringen, die Zuwanderung als Chance begreifen und aktiv gestalten wollen.
In diesem Sinne wagen drei IBA Vorhaben die Gestaltung von Raum von vielen für viele und setzen damit bewusst ein Zeichen für Demokratie und Stärkung des Zusammenlebens in Stadt und Land. So entwickelt in Gera die KIM Kultur in Mitteldeutschland gGmbH eine leer stehende ehemalige Mädchenschule aus dem 19. Jahrhundert schrittweise zu einem freien, weltoffenen Kulturzentrum. In Erfurt will Plattform e.V. mit der Stadt Erfurt als „Wir Labor“ ein leer stehendes städtisches Bürogebäude in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Flüchtlingsunterkunft als neues Stadtteilzentrum inklusiv entwickeln. Und in Saalfeld wollen die Stadt, das Bildungszentrum und andere Partner_innen auf dem Gelände einer ehemaligen Kaserne und in Nachbarschaft zur Gemeinschaftsunterkunft des Landkreises mit den Bewohner_innen ein Werkhaus in Selbstbau schaffen mit niedrigschwelligen, wohnortnahen Angeboten für Kleingewerbe, Qualifizierung und Begegnung im Quartier. Selbsthilfe und persönliche Entfaltungschancen sind zentral, um die Abhängigkeit und Perspektivlosigkeit zu überwinden.
Für die deutliche Sichtbarkeit einer offenen Gesellschaft in einer zunehmend polarisierenden Gesellschaft stehen alle IBA Vorhaben. Die vielfältigen Projektkooperationen bieten die Möglichkeit, durch Vernetzung Ressourcen zu bündeln. Sie übernehmen Verantwortung für die Entwicklung von Räumen und stiften durch den gemeinschaftlichen Gestaltungsprozess neue Perspektiven und Wissen. Das bindet nicht nur Menschen an die Region und gibt ihnen mehr Selbstbewusstsein, es fördert durch Kommunikation und Teilhabe auch das demokratische Selbstverständnis.