Aktuelles aus der Forschung: Bereich Vielfalt, Engagement und Diskriminierung

Im Kapitel „Aktuelles aus der Forschung“ werden Kurzzusammenfassungen ausgewählter wissenschaftlicher Publikationen internationaler Autor:innen zum Schwerpunktthema des Bandes präsentiert. In alphabetischer Reihenfolge vorgestellt werden also im Folgenden wissenschaftliche Studien, Artikel und Bücher zum Thema „Ursachen von Ungleichwertigkeitsideologien und Rechtsextremismus“ aus dem Bereich Vielfalt, Engagement und Diskriminierung. Mit den kurzen Zusammenfassungen wird ein erster Einblick geboten in die Publikation sowie zur Methode und zu den zentralen Befunden/Aussagen. Die Inhalte der jeweiligen Publikationen werden dabei entweder zusammengefasst wiedergegeben oder es werden Passagen direkt aus den angegebenen Originalquellen zitiert; diese Stellen sind dann mit Anführungszeichen versehen.

Abdul-Rahman, Laila et al. (2020): Rassismus und Diskriminierungserfahrungen im Kontext polizeilicher Gewaltausübung

Über die Publikation

Die Studie ermöglicht Aussagen darüber, inwiefern Personen mit Migrationshintergrund und People of Color (PoC) im Kontext polizeilicher Gewaltausübung nach der vorliegenden Datenlage andere Erfahrungen mit der Polizei gemacht haben als (weiße) Personen ohne Migrationshintergrund.

Methode

Es wurden qualitative und quantitative Daten des Projekts KviAPol1 hinsichtlich der Erfahrungen von Personen mit Migrationshintergrund und PoC im Kontext polizeilicher Gewaltausübung analysiert. Dies umfasst eine Online-Befragung von Betroffenen (N = 3.373) sowie Interviews (N = 17).

Zentrale Befunde/Aussagen

Die Auswertung der Betroffenen-Befragung hat gezeigt, dass sich die Diskriminierungserfahrungen von PoC deutlich von den Erfahrungen weißer Personen unterschieden. PoC und Personen mit Migrationshintergrund waren in anderer Weise von (als rechtswidrig bewerteten) polizeilichen Gewaltanwendungen betroffen und haben diese in anderer Weise wahrgenommen als weiße Personen bzw. solche ohne Migrationshintergrund. PoC berichten, dass sie – anteilig betrachtet – häufiger aufgrund von Personenkontrollen mit der Polizei in Kontakt kamen als weiße Personen. Beschwerden über als rassistisch wahrgenommene Maßnahmen können Auslöser für polizeiliche Gewaltanwendungen sein, wie Betroffene berichteten. Personen mit Migrationshintergrund und PoC berichteten zudem im Durchschnitt von stärkeren psychischen Folgen der polizeilichen Gewaltanwendung als Personen ohne Migrationshintergrund bzw. weiße Personen. Die Befunde verweisen darauf, dass es sich bei der Benachteiligung von PoC und Personen mit Migrationshintergrund auch um ein strukturelles Problem polizeilicher Praxis handelt.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

kviapol.rub.de/images/pdf/KviAPol_Zweiter_Zwischenbericht.pdf

Quelle

Abdul-Rahman, Laila/Espín Grau, Hannah/Klaus, Luise/Singelnstein, Tobias (2020): Rassismus und Diskriminierungserfahrungen im Kontext polizeilicher Gewaltausübung. Ruhr-Universität Bochum.

Dege, Yonca et al. (2021): Wer kann mitmachen? #1 – Politische Beteiligung, Selbstidentifikation und Rassismuserfahrungen von Menschen mit Migrationsgeschichten in Deutschland

Über die Publikation

 „Es gibt viele Debatten über Menschen mit ‚Migrationshintergrund‘.“ Statt weiter über sie zu sprechen, wurde in einer Interviewstudie den Fragen nachgegangen, „wie Menschen mit Migrationsgeschichten politisches und gesellschaftliches ‚Mitmachen‘ selbst erfahren und welche Rolle dabei der Faktor ‚Migrationshintergrund‘ überhaupt spielt.“ [Zitate siehe Link unten]

Methode

Aufbauend auf einem „Expert:innen-Scoping“ mit Akteur:innen aus der Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Medienlandschaft, wurde ein Online-Fragebogen entwickelt. Insgesamt wurden in einer mehrsprachigen, repräsentativen Umfrage der 16- bis 74-Jährigen in Deutschland 3.012 Menschen befragt – 1.003 ohne und 2.009 Menschen mit statistischem Migrationshintergrund.

Zentrale Befunde/Aussagen

Die Studie kommt zu dem Schluss, „dass der statistische Migrationshintergrund als Kategorie allein keine differenzierte Betrachtung ermöglicht“, weshalb „die Kategorie gemeinsam mit Selbstidentifikation und tatsächlichen Rassismuserfahrungen analysiert werden [muss]. Die differenzierte Analyse offenbart, dass Menschen mit Migrationsgeschichten häufiger strukturelle Barrieren bei der politischen Beteiligung erfahren. Sie engagieren sich größtenteils ähnlich stark in der Gesellschaft wie der Durchschnitt, beteiligen sich aber weniger an Wahlen. Menschen mit statistischem Migrationshintergrund wollen sich jedoch überdurchschnittlich mehr einbringen, vor allem, wenn sie selbst Rassismuserfahrungen gemacht haben. [...] Strukturelle Barrieren [...] müssen also abgebaut werden, um das bestehende Potential dieser Gruppen zu politischer Beteiligung voll nutzen zu können. [...] Menschen mit Migrationsgeschichten möchten mehrheitlich nicht nur, dass alle in Deutschland lebenden Erwachsenen wählen können, sondern vermissen auch die direkte Repräsentation in der Politik durch Menschen, die selbst Migrationsgeschichten haben.“ (S. 29)

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

dpart.org/de/publications/wer-kann-mitmachen/

Quelle

Dege, Yonca/Eichhorn, Jan/Nicke, Sascha/Spöri, Tobias (2021): Wer kann mitmachen? #1 – Politische Beteiligung, Selbstidentifikation und Rassismuserfahrungen von Menschen mit Migrationsgeschichten in Deutschland. d|part: Berlin.

DiAngelo, Robin (2021): Nice Racism – How Progressive White People Perpetuate Racial Harm

Über die Publikation

Nice Racism greift die provokante These aus DiAngelos vorherigem Buch White Fragility auf, dass weiße Progressive mehr alltäglichen Schaden als überzeugte Rassist:innen anrichten. Auf den Punkt gebracht formuliert sie den Fokus ihres Buches folgendermaßen: „While the rise of white nationalism and explicit acts of racial harm must be addressed, my focus here is on the more subtle forms of racism that I and other white people who do not identify as white nationalists perpetuate.“ (S. 13)

Methode

DiAngelo bezieht sich in ihrem Buch vor allem auf ihre 25 Jahre Arbeitserfahrung als Anti-Rassismus-Trainerin sowie ihre eigene langjährige Forschung zum Thema.

Zentrale Befunde/Aussagen

Während DiAngelo in White Fragility das Ziel hatte, strukturellen Rassismus nachzuweisen, möchte Nice Racism ausloten und aufzeigen „how the personal and interpersonal connect to the systemic“ (S. 15). Obwohl also Rassismus strukturelle Realität der US-amerikanischen und auch – daran lässt DiAngelo keinen Zweifel – jeder anderen Gesellschaft ist, gilt: „Legislation is critical, but legislation alone won’t end racism.“ (Ebd.) Eine Grundüberzeugung in DiAngelos Denken ist folglich die Annahme, dass es keine strukturelle ohne eine persönliche Veränderung geben kann. „In this sense“, schreibt sie, „personal transformation is an act of anti-racism.0“ (S. xiii) In Tradition der Critical Whiteness-Forschung ist es DiAngelo daher wichtig, zu verstehen, welchen Anteil jede:r – auch die scheinbar Unbetroffenen – am rassistischen System hat. Dazu arbeitet sie die kollektive weiße Erfahrung mit Rassismus heraus – und betont, dass es sich dabei, anders als von Kritiker:innen moniert, keineswegs um unzulässige Verallgemeinerungen handele: „People who raise an objection to generalizing about white people may be confusing speaking about people at the group level with stereotyping.“ (S. 20) DiAngelo zeigt verschiedene Diskursstrategien und Narrative, die einer wirkmächtigen Auseinandersetzung mit Rassismus im Wege stehen. Dazu gehören u. a.: die Ideologie bzw. das weiße Privileg des Individualismus und des Universalismus, aber auch eine „culture of niceness“ (S. 49), die Konflikte verpönt und stattdessen Schweigen fördert.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.beacon.org/Nice-Racism-P1678.aspx

Quelle

DiAngelo, Robin (2021): Nice Racism – How Progressive White People Perpetuate Racial Harm. Beacon Press: Boston.

El-Mafaalani, Aladin (2021): Wozu Rassismus? Von der Erfindung der Menschenrassen bis zum rassismuskritischen Widerstand

Über die Publikation

El-Mafaalani stellt fest, dass das Thema Rassismus zwar einerseits mittlerweile im Mainstream angekommen ist, das aber andererseits bedeutet, „dass es nun sehr viele interessiert und viele Menschen und Medien im Diskurs teilnehmen (was wünschenswert ist), deshalb aber das Diskursniveau (zwischenzeitlich) sinkt, weil nicht mehr nur Menschen mit Expertise und Erfahrung miteinander reden“ (S. 19). Das Buch bietet es einen kurzen, aber umfassenden und leicht verständlichen Einstieg für alle am Thema Interessierten.

Methode

El-Mafaalani fasst den aktuellen Forschungsstand zusammen und arbeitet dabei zentrale Bezugspunkte und Begriffe (z. B. institutioneller und struktureller Rassismus) heraus.

Zentrale Befunde/Aussagen

Gleich zu Beginn greift El-Mafaalani eine zentrale These seines Buches Integrationsparadox auf: „Die offene Gesellschaft ist nicht mehr ein fernes Ziel, sondern steht vor der Tür.“ (S. 9) Auf Rassismus bezogen bedeutet das: Obwohl Rassismus in allen Bereichen des Lebens immer noch überaus wirkmächtig und real ist, ist er „heute nicht mehr das dominante Ordnungsprinzip der Gesellschaft und der Welt.“ (S. 7) Auch deswegen, so die These, wird der Diskurs von allen Seiten immer hitziger geführt. Für die Dominanzgesellschaft war Rassismus auch ein „wichtige[r] Teil des Kitts. Dieser Teil des gesellschaftlichen Zusammenhalts ist weggebrochen. Und das ist gut, erzeugt aber gleichzeitig Probleme.“ (S. 140) Ein weiterer zentraler Punkt im Buch und für die aktuelle, gesellschaftliche Rassismus-Debatte ist die Klärung des Begriffs (struktureller) Diskriminierung: Denn Diskriminierung – rassistische wie andere – definiert sich, so beschreibt El-Mafaalani ausführlich, nicht nach einer zugrundeliegenden diskriminierenden Intention, sondern der diskriminierenden Wirkung, die eine Handlung entfaltet. Während also Rechtsextremismus zwar ein Beispiel eines „seltene[n] intendierte[n] und gewaltvolle[n] Rassismus“ (S. 9) bietet, stehen im Buch „die historischen und strukturellen Dimensionen und ihre Folgen im Mittelpunkt, also der Rassismus der gesellschaftlichen Mitte und die Involviertheit des Staates“ (S. 10).

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.kiwi-verlag.de/buch/aladin-el-mafaalani-wozu-rassismus-9783462002232

Quelle

El-Mafaalani, Aladin (2021): Wozu Rassismus? Von der Erfindung der Menschenrassen bis zum rassismuskritischen Widerstand. Kiepenheuer & Witsch: Köln.

Hasebrink, Uwe et al. (2021): #UseTheNews. Studie zur Nachrichtenkompetenz Jugendlicher und junger Erwachsener in der digitalen Medienwelt

Über die Publikation

Die Studie untersucht zwei Leitfragen: „Wie informieren sich Jugendliche und junge Erwachsene? Welche Rolle spielen dabei journalistische Medien und andere Informationsquellen? Welche unterschiedlichen Orientierungen gegenüber Nachrichten lassen sich beobachten und wie hängen diese mit der Informiertheit und der Meinungsbildung über öffentliche Angelegenheiten zusammen?“ (S. 5)

Methode

Die erste Teilstudie bildet „[...] eine Reihe von qualitativen Gruppendiskussionen mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen [...]“ (S. 5). Die zweite Teilstudie ist „[…] eine Repräsentativbefragung zur Nachrichtennutzung und Nachrichtenkompetenz bei drei Altersgruppen [...]“ (ebd.).

Zentrale Befunde/Aussagen

„Mit 46 Prozent widmet sich insgesamt knapp die Hälfte der befragten Jugendlichen im Alter zwischen 14 und 17 Jahren mehrmals pro Woche journalistischen Angeboten, aber 58 Prozent schauen auch auf nicht-journalistische Akteure. Alle Jugendlichen, die in sozialen Medien Nachrichtenangebote abonniert haben, nutzen auch außerhalb dieser Plattformen regelmäßig journalistische Nachrichten.“ (S. 7) „Die Hälfte der Jugendlichen hält es nicht für wichtig, sich über Neuigkeiten und aktuelle Ereignisse zu informieren. Bei journalistischen Nachrichten fehlt ihnen oft der Bezug zu ihrem persönlichen Alltag. Der wichtigste Grund, sich auf dem Laufenden zu halten, ist es, an Gesprächen und Diskussionen im Freundes- und Familienkreis teilnehmen zu können. Junge Menschen integrieren sich auf diese Weise in ihrem sozialen Umfeld. Auffällig ist zudem, dass die Jugendlichen, die das Gefühl haben, politisch etwas bewirken zu können, deutlich mehr Interesse an Informationen über das aktuelle Geschehen äußern.“ (S. 7f.) „Für gering und nicht-journalistisch informationsorientierte Jugendliche sind Influencer wichtiger für die eigene Meinungsbildung als journalistische Quellen. Für an öffentlichen Belangen Interessierte ist Journalismus deutlich relevanter.“ (S. 8f.)

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

leibniz-hbi.de/uploads/media/default/cms/media/dso9kqs_AP55UseTheNews.pdf

Quelle

Hasebrink, Uwe/ Hölig, Sascha/ Wunderlich, Leonie (2021): #UseTheNews. Studie zur Nachrichtenkompetenz Jugendlicher und junger Erwachsener in der digitalen Medienwelt. Verlag Hans-Bredow-Institut (Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | Projektergebnisse Nr. 55): Hamburg.

Obermaier, Magdalena et al. (2021): Ich werde für dich da sein? Auswirkungen von islamfeindlicher Online-Hassrede und Gegenrede auf die Absicht von muslimischen Umstehenden, einzugreifen

Über die Publikation

Hate Speech im Internet ist weit verbreitet. Dies ist problematisch, da die Herabwürdigung sozialer Gruppen die Betroffenen traumatisieren, Stress und Depressionen hervorrufen kann. Aber was kann dagegen getan werden? Mit dieser Studie wurde untersucht, wie islamfeindliche Online-Hassrede und Gegenrede von Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft oder der muslimischen Minderheit die Bereitschaft von Muslimen und die Art des Eingreifens bei Online-Hate-Speech beeinflussen.

Methode

In einem Online-Experiment mit 362 Teilnehmenden wurde das Vorhandensein von islamfeindlicher Online-Hassrede und anschließender Gegenrede durch einen Muslim oder (Nicht-)Muslim systematisch variiert und in seinen Auswirkungen auf die Bereitschaft der teilnehmenden Muslime, selber sachlich oder hasserfüllt zu reagieren, untersucht.

Zentrale Befunde/Aussagen

Die Ergebnisse zeigen, dass islamfeindliche Online-Hate-Speech zu einer Bedrohung der religiösen Identität führt. Diese Bedrohungswahrnehmung wiederum erhöht das Gefühl persönlicher Verantwortung zum Einschreiten und führt zu einer höheren Bereitschaft, eine sachliche Gegenrede zu halten. Darüber hinaus verringert die Gegenrede sowohl von Mehrheits- als auch von Minderheitsmitgliedern direkt die Absicht der Muslime, hasserfüllte Gegenrede zu halten. Dies weist auf die hohe Bedeutung von Gegenrede gerade auch von Menschen aus der Mehrheitsgesellschaft hin, um Betroffene von Hate Speech zu unterstützen und sich aufschaukelnde verbale online Hassspiralen zu unterbrechen.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

journals.sagepub.com/doi/10.1177/14614448211017527

Quelle

Obermaier, Magdalena/Schmuck, Desirée/Saleem, Muniba (2021): I’ll be there for you? Effects of Islamophobic online hate speech and counter speech on Muslim in-group bystanders’ intention to intervene. In: New Media & Society, Online First. doi: 14614448211017527.

TUI Stiftung (Hrsg.) (2021): TUI-Jugendstudie – Junges Europa 2021. So denken Menschen zwischen 16 und 26 Jahren

Über die Publikation

Die TUI Stiftung lässt seit 2017 jährlich junge Menschen online zu ihren Einstellungen und Alltagsbezügen zu Europa und der EU befragen. Dabei werden repräsentativ junge Menschen aus sieben europäischen Ländern einbezogen. So kann die Studie einerseits zeitliche Entwicklungen und Veränderungen aufzeigen und andererseits auch zwischen den unterschiedlichen Ländern vergleichen. Die Studie hilft somit, junge Menschen in Bezug auf Europa und die EU besser zu verstehen und ihre Anliegen und Positionen aufzugreifen.

Methode

Online-Befragung (YouGov) vom 8. bis 27. April 2021 mit 6.253 jungen Menschen (16 bis 26 Jahre) aus Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Spanien, Italien, Griechenland und Polen. Die Erhebung erfolgt in jedem Land repräsentativ (Alter, Geschlecht und Bildung).

Zentrale Befunde/Aussagen

Der überwiegende Teil der jungen Europäer:innen empfindet negative Auswirkungen durch die Pandemie. Neben Jobverlust und/oder finanziellen Einschränkungen (39 % der Befragten) und erschwerten Bedingungen in Schule und Beruf betrifft dies „[…] auch Hobbies, Freizeit und Reisen [...]“ (S. 6). Viele Jugendliche besorgt, dass auch in Zukunft diese Belastungen anhalten könnten. Die große Mehrheit (74 %) hält die jeweiligen Maßnahmen und Empfehlungen im Umgang mit der Pandemie komplett oder überwiegend ein. Junge Europäer:innen blicken zu 64 % optimistisch in die Zukunft. Thematisch bleiben aus Sicht der meisten Jugendlichen Umwelt- und Klimaschutz die wichtigsten Probleme der EU (für 41 % der Befragten). Auffällig hierbei ist, dass die deutschen Jugendlichen die Relevanz mit 53 % überdurchschnittlich am größten einstufen. Die Migrationspolitik verliert bei den jungen Europäer:innen an Relevanz (31 % zu 42% 2020), wohingegen Wirtschafts- und Finanzpolitik (32 % zu 25 % 2020) und Gesundheitspolitik (28 % zu 17 % 2020) an Bedeutung gewinnen. „Die Wahrnehmung, dass eine gesellschaftliche Einigung zwischen Jung und Alt schwierig ist, hat fast in allen Ländern zugenommen.“ (S. 44) Auffällig ist, dass nur bei den jungen Menschen in Deutschland populistische Einstellungen zugenommen haben (9 % zu 7 % in 2020).

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.tui-stiftung.de/unsere-projekte/junges-europa-die-jugendstudie-der-tui-stiftung

Quelle

TUI Stiftung (Hrsg.) (2021): TUI-Jugendstudie – Junges Europa 2021. So denken Menschen zwischen 16 und 26 Jahren. TUI Stiftung: Hannover.

Unabhängige Kommission Antiziganismus (2021): Perspektivwechsel – Nachholende Gerechtigkeit – Partizipation

Über die Publikation

Im März 2019 konstituierte sich im Bundesministerium des Innern die „Unabhängige Kommission Antiziganismus“. Ziel und Arbeitsauftrag der Kommission war es, „einen Bericht zum Problem des Antiziganismus in Deutschland und Empfehlungen für seine Bekämpfung vorzulegen“ (S. 21). Mit „Perspektivwechsel – Nachholende Gerechtigkeit – Partizipation“ liegt dieser Bericht der Unabhängigen Kommission nach zweijähriger Arbeit vor.

Methode

Der Bericht vereint die interdisziplinären Perspektiven und Blickwinkel von 11 Kommissionsmitgliedern, 15 externen Studien, Konsultationsgesprächen sowie einem bundesweiten Hearing zu zivilgesellschaftlichen Forderungen, zu dem alle in Deutschland aktiven Selbstorganisationen der Sinti_ze um Rom_nja eingeladen waren.

Zentrale Befunde/Aussagen

„Die Unabhängige Kommission Antiziganismus stellt fest, dass aufgrund der historischen und empirischen Befunde Antiziganismus als ein eigenständiges Macht- und Gewaltverhältnis zu qualifizieren ist. Antiziganismus hat sich in einer jahrhundertelangen Geschichte herausgebildet und zu Ausprägungen geführt, die sich von anderen Formen rassistischer Diskriminierung deutlich unterscheiden. Die Notwendigkeit einer Unterscheidung ist nicht zuletzt aufgrund des an Sinti_ze und Rom_nja begangenen nationalsozialistischen Völkermords sowie der sogenannten Zweiten Verfolgung nach 1945 in der Bundesrepublik evident. Der Erfolg einer wirksamen, gezielten Bekämpfung und Überwindung von Antiziganismus hängt unmittelbar von der Anerkennung dieser Besonderheit ab. Dieser Bericht kann trotz wichtiger Erkenntnisse, die auf empirischer Grundlage gewonnen wurden, nur ein Anfang sein. Künftig wird es darauf ankommen, die Auseinandersetzung mit Antiziganismus/Rassismus gegen Sinti_ze und Rom_nja in allen relevanten gesellschaftlichen Feldern zu berücksichtigen“ (S. 15).

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

www.bmi.bund.de/SharedDocs/downloads/DE/veroeffentlichungen/themen/heimat-integration/bericht-unabhaengige-kommission-antiziganismus.pdf

Quelle

Drucksache des Deutschen Bundestages 19/30310 (2021) Bericht der Unabhängigen Kommission Antiziganismus. Perspektivwechsel – Nachholende Gerechtigkeit – Partizipation vom 21.05.2021.