Sekundäre Viktimisierung von Betroffenen rechter, rassistischer, antisemitischer und sexualisierter Gewalt – Fokus: Polizei und Justiz

Forschungsvorhaben und Projektziel

Von vorurteilsmotivierter Gewalt betroffene Menschen machen bestimmte Erfahrungen des „Zum-Opfer-Werdens“ („Viktimisierung“). Dabei werden mehrere Viktimisierungsstufen unterschieden:

  • Primäre Viktimisierung ist die eigentliche Opferwerdung, d.h., die Schädigung einer oder mehrerer Personen durch einen oder mehrere Täter*innen.
  • Sekundäre Viktimisierung dagegen entsteht erst nach der primären Opferwerdung durch Fehlreaktionen des sozialen Nahraums von Betroffenen (z.B. Freund*innen, Bekannte, Familienangehörige) und/oder Instanzen der formellen Sozialkontrolle (Polizei, Staatsanwaltschaft, Gerichte).
     

In unserem Forschungsprojekt „Sekundäre Viktimisierung von Betroffenen vorurteilsmotivierter Gewalt“ untersuchen wir folgende Forschungsfragen:

  • Welche Erfahrungen berichten Betroffene von rechter, rassistischer, antisemitischer oder durch andere Vorurteile motivierter Gewalt vom Umgang durch Polizei, Gerichte und Staatsanwaltschaften mit ihnen in und nach der Tatsituation?
  • Wie nehmen sie die Unterstützung durch professionelle Opferberatungsstellen wahr?
  • Welche Auswirkungen haben diese Erfahrungen für die Betroffenen?
     

Ziel ist es folglich, die Erfahrungen der Betroffenen, insbesondere nach der Tat, zu dokumentieren, um daraus Handlungsempfehlungen ableiten und künftig Prozesse sekundärer Viktimisierung besser vermeiden zu können. Das Projekt ist zeitlich bis Ende 2023 angelegt.

Vorgehensweise

Die Erfahrungen der Betroffenen werden in zwei Modulen empirisch untersucht:

  • In Modul 1 wurden qualitative Interviews mit 5 Betroffenen und 7 Expert*innen durchgeführt. Dadurch wurde einerseits der Phänomenbereich aus ihrer Sicht eruiert und andererseits wurden wichtige Erkenntnisse für Modul 2 gesammelt.
  • In Modul 2 wurde bis August 2022 eine umfangreiche Online-Befragung von Betroffenen durchgeführt, um die Erfahrungen möglichst vieler Menschen zu dokumentieren.
     

Forschungsbericht

Die Ergebnisse der vorliegenden Studie zeigen, dass es sich bei Erfahrungen mit sekundärer Viktimisierung im behördlichen Umgang nicht um Einzelfälle auf individueller Ebene, sondern um ein institutionelles Problem handelt. Insofern sind auch institutionelle Veränderungen und Gegenmaßnahmen nötig, um sekundärer Viktimisierung durch Behörden wie Polizei und Justiz zukünftig entgegenzuwirken.

→ Zum Forschungsbericht

Institutionelle Einbindung

Das partizipative Projekt wird vom Institut für Demokratie und Zivilgesellschaft (IDZ) durchgeführt und läuft in allen Phasen in enger Zusammenarbeit mit dem bundesweiten Dachverband der Beratungsstellen für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt e.V. (VBRG), der Beratungsstelle für Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt in Thüringen (ezra) und dem Opferfonds CURA der Amadeu-Antonio-Stiftung (AAS).

Wissenschaftliche Leitung

Dr. Janine Dieckmann

Kontakt:

Tel.: 03641 2719401

E-Mail: janine.dieckmann@idz-jena.de


Kooperationen