Aktuelles aus der Forschung: Bereich Bereich Rechtsextremismus- und Demokratieforschung

Schwerpunkt „Demokratie unter Druck“

 

In der Rubrik „Aktuelles aus der Forschung“ präsentieren wir Kurzzusammenfassungen ausgewählter wissenschaftlicher Publikationen internationaler Autor*innen. In alphabetischer Reihenfolge vorgestellt werden wissenschaftliche Studien, Artikel und Bücher zum Schwerpunktthema „Demokratie unter Druck“ aus dem Bereich „Rechtsextremismus- und Demokratieforschung“ sowie aus dem Bereich „Vielfalt, Engagement und Diskriminierung“. Die Inhalte der jeweiligen Publikationen werden entweder zusammengefasst wiedergegeben und/oder es werden Passagen direkt aus den angegebenen Originalquellen zitiert; diese Stellen sind dann mit Anführungszeichen versehen.

Albrecht, Peter-Georg (2022). Umweltpolitik ohne Durchsetzungsvermögen? Staatliches Handeln aus der Perspektive von Umweltengagierten

Über die Publikation

Die Studie untersucht das freiwillige Engagement im Umweltschutz. Sie entstand vor dem Hintergrund rechtsextremer Engagements für „Naturschutz“ sowie der fehlenden Vermittlung von Umweltpolitik in der Kommunalpolitik. Sie versteht sich als lösungsorientierter Beitrag zur Stärkung ziviler Akteur*innen und versucht, Handlungsempfehlungen zu geben.

Methode

In 20 leitfadenbasierten Interviews wurden freiwillig Engagierte in verschiedenen Handlungsfeldern des Umweltschutzes und der nachhaltigen Entwicklung konkret zu Erfahrungen und Beispielen für umweltschädigendes Verhalten, gesellschaftliche Strukturen, individuelles Umweltverhalten, Bedarfen für Zwangsanwendungen, Strafen und Anreize, Strukturen zur Umweltrettung sowie Regierungsaufgaben befragt (Grounded Theory).

Zentrale Befunde/Aussagen

Die interviewten Umweltakteur*innen lehnen Zwang zur Durchsetzung ihrer Ziele ab und verweisen stattdessen auf die staatliche Gesetzgebung, die eher Anreize setzen solle. Sie zeigen freiwillige Handlungsansätze auf, vernachlässigen dabei nach Ansicht des Autors aber wichtige Aspekte, die durch das Handeln populistischer und rechtsextremer Akteur*innen, aber auch durch umweltschädigendes Verhalten, Ressourcenverbrauch und Klimanotstand entstehen. Trotz ihres Engagements seien die Befragten eigentümlich inkonsequent, wenn es um die Kritik an umweltschädigendem Verhalten und um die Durchsetzungsfähigkeit ihrer eigenen Interessen geht: Sie wollen nicht zu viel kritisieren, um niemanden zu verschrecken und setzen auf Freiwilligkeit und individuell-ethisches Handeln im Alltag.

Die Studie identifiziert den Bedarf für eine stärkere Verankerung umweltpolitischer Bezüge in kommunalen Handlungsleitfäden in Verbindung mit einer sozial und ökologisch nachhaltigen Erwachsenenbildung. Dadurch sollten umweltpolitische Aspekte mit ökonomischen, solidarischen und demokratischen Handlungsaspekten auf kommunaler Ebene verbunden und demokratiefeindlichen bzw. rechten Akteur*innen konsequenter entgegengetreten werden.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://www.peterlang.com/document/1266545#section-003-p-0055

Quelle

Albrecht, Peter-Georg (2022). Umweltpolitik ohne Durchsetzungsvermögen? Staatliches Handeln aus der Perspektive von Umweltengagierten. Berlin, Peter Lang.

Amlinger, Caroline/Nachtwey, Oliver (2022). Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus

Über die Publikation

„Der libertäre Autoritarismus, so Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey, ist eine Folge der Freiheitsversprechen der Spätmoderne: Mündig soll er sein, der Einzelne, dazu noch authentisch und hochgradig eigenverantwortlich. Gleichzeitig erlebt er sich als zunehmend macht- und einflusslos gegenüber einer komplexer werdenden Welt. Das wird als Kränkung erfahren und äußert sich in Ressentiment und Demokratiefeindlichkeit.“ (aus der Verlagswerbung)

Methode

„Auf der Grundlage zahlreicher Fallstudien verleihen Amlinger und Nachtwey dieser Sozialfigur Kontur. Sie erläutern die sozialen Gründe, die zu einem Wandel des autoritären Charakters führten, wie ihn noch die Kritische Theorie sich dachte. Die Spätmoderne bringt einen Protesttypus hervor, dessen Ruf nach individueller Souveränität eine Bedrohung ist für eine Gesellschaft der Freien und Gleichen: die Verleugnung einer geteilten Realität.“ (aus der Verlagswerbung)

Zentrale Befunde/Aussagen

„Der Psychoanalytiker Heinz Kohut verortet den Zorn am äußeren Ende eines Spektrums narzisstischer Wut, über die ein fragmentiertes Selbst sich gegen erlittene Verletzungen zu behaupten sucht. Mit seiner destruktiven Energie kann der Zorn als Reparationsversuch eines beschädigten Selbst gedeutet werden, dessen Souveränität umso stärker hervorgehoben werden muss, je tiefer die Kränkung sitzt. Wir haben mit Männern gesprochen, die einst ein privilegiertes Leben vor sich hatten, heute aber ein relativ trostloses Dasein fristen. Sie entwickeln Rachefantasien gegenüber den Eliten, schwadronieren von Amokläufen und Arbeitslagern.“ (S. 136). „In unserem Survey war die Zustimmung zu verschwörungstheoretischen Aussagen zum Klimawandel zwar eher schwach ausgeprägt, aber schon jetzt ist absehbar, dass Coronaskeptiker*innen und Verschwörungstheoretiker*innen auch Maßnahmen zur Eindämmung des Klimawandels stärker ablehnen werden. Fahrverbote, individuelle CO2-Budgets, Verteuerung von CO2-intensiven Konsumartikeln – solche Eingriffe könnten sich als ‚Triggerpunkte‘ eines verdinglichten Freiheitsverständnisses herausstellen.“ (S. 345f.)

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://www.suhrkamp.de/buch/gekraenkte-freiheit-t-9783518430712

Quelle

Amlinger, Caroline/Nachtwey, Oliver (2022). Gekränkte Freiheit. Aspekte des libertären Autoritarismus. Berlin, Suhrkamp.

Botsch, Gideon (2022). Warten auf den Tag X. Radikaler Nationalismus und extreme Rechte 1949–1989

Über die Publikation

Gideon Botschs historisch-politikwissenschaftlicher Blick auf die radikale Rechte in der alten Bundesrepublik vor dem Mauerfall, auf ihr Verständnis von der Überwindung des „Systems“ und ihre Konzeption von gesellschaftlicher Entwicklung fokussiert die ideologischen Entwicklungen solcher Parteien wie der Sozialistischen Reichspartei (SRP, 1952 verboten), der NPD (gegründet 1964) und der Deutschen Reichspartei (DRP, bis 1965 in der NPD aufgegangen). Doch gerade die in unterschiedlicher Form artikulierten Umsturz- und Zusammenbruchsfantasien, die in der Ablehnung der liberalen Demokratie gründeten, sind von hoher Aktualität. Botsch zeichnet nach, wie sich die radikale Rechte als unfähig erwies, angesichts des gesellschaftlichen Wandels einen realpolitischen Gestaltungsanspruch zu erheben und stattdessen darauf konzentrierte, „bestimmte Saiten zum Klingen zu bringen, Gefühle anzusprechen, Ängste zu mobilisieren“ (S. 216). Diese Strategie der radikalen Rechten ist gleichgeblieben – nur ist ihre Erfolgsaussicht in der von Krisen geprägten Gegenwart ungleich höher.

Zentrale Befunde/Aussagen

„Der ‚Tag X‘ blieb der zentrale Fluchtpunkt rechtsextremer Zukunftserwartung in der Bundesrepublik, der Zusammenbruch, der Crash oder große Kladderadatsch, auf den die gesellschaftliche und politische Entwicklung aus Sicht der radikalnationalistischen Akteure zwangsläufig und unvermeidlich zulaufe, der aber gleichzeitig auch das einzige Potential für eine mögliche Rettung zu eröffnen versprach.“ (S. 197) „Die Entwertung der Faktizität historischer Ereignisse, der Fakten selbst und der auf sie bezogenen Quellen konnte sich die extreme Rechte auch mit Blick auf die Vergangenheit nur deswegen leisten, weil sie von Verantwortung auf absehbare Zeit ausgeschlossen war. Denn bis zum Eintreffen des ‚Tages X‘ konnte und wollte sie Politik ebenso wenig im Sinne von ‚Politikfolgenbewältigung‘ (Claus Offe) betreiben wie als Daseins- und Zukunftsvorsorge.“ (S. 217)

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/geschichte/politische_zukuenfte_im_20_jahrhundert-15125.html

Quelle

Botsch, Gideon (2022). Warten auf den Tag X. Radikaler Nationalismus und extreme Rechte 1949–1989 In: Elke Seefried (Hg.). Politische Zukünfte im 20. Jahrhundert. Parteien, Bewegungen, Umbrüche. Frankfurt a. M./New York, Campus, 193–213.

Brinkmann, Heinz Ulrich/Reuband, Karl-Heinz (2022). Rechtspopulismus in Deutschland

Über die Publikation

Der Sammelband enthält insgesamt 16 wissenschaftliche Beiträge zu den Bestimmungsfaktoren für das Phänomen des Rechtspopulismus und die Wahlerfolge der AfD sowie zu den sozialstrukturellen, politisch-kulturellen und regionalen Kontexten. Der Band ist in fünf Abschnitte gegliedert: „Rechtspopulismus und gesellschaftlicher Wandel“, „Politisierung und Polarisierung“, „Wahlen und Wahlverhalten“, „Lokale Kontexte, Kontinuitäten und Diskontinuitäten des Protests“ sowie „Migration und Integration“. Die meisten Beiträge im Band sind in Deutsch verfasst, nur die Kapitel zur europäischen Vergleichsperspektive von Russell J. Dalton und Carl C. Berning („Ideological Polarization and Far-Right Parties in Europe“) und von Cas Mudde („Did the ‚Refugee Crisis‘ Transform European Politics?“) sind in Englisch verfasst.

Methode

Die Beiträge bieten aus ihrer jeweiligen Perspektive eine umfassende theoretische Rahmung und Darstellung des Forschungsstandes und argumentieren auf der Basis von z. T. sehr umfangreichen statistischen Auswertungen, so u. a. Christoph Richters, Axel Salheisers und Matthias Quents Kapitel „Demokratie auf dem Rückzug? Analyse der sozialräumlichen Erfolgsbedingungen der AfD zur Bundestagswahl 2017 und zu den Thüringer Kommunal- und Landtagswahlen 2019“ (S. 299 ff.). Einen methodisch anderen Zugang bieten etwa Bertram Scheufeles „Thesen zur (kommunikationswissenschaftlichen) Populismusforschung und zum Beziehungsgefüge zwischen Populismus, Massenmedien und sozialen Medien“ (S. 111 ff.).

Zentrale Befunde/Aussagen

„Unsere Befunde stützen die Annahme, dass die Verbesserung der sozioökonomischen Gesamtsituation und die Anhebung der Lebensbedingungen der Bevölkerung auf ein ‚Westniveau‘ allenfalls ein eingeschränktes und damit unbefriedigendes Lösungsangebot darstellen dürften. Eine demokratische Normen überzeugend praktizierendes und responsives – d. h. auf die Anliegen der Bevölkerung angemessen eingehendes – Handeln der Eliten in Verbindung mit einer Stärkung zivilgesellschaftlicher Strukturen ist ebenfalls wichtig.“ (aus dem Beitrag von Heinrich Best und Axel Salheiser, S. 362)

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-33787-2

Quelle

Brinkmann, Heinz Ulrich/Reuband, Karl-Heinz (2022) (Hg.). Rechtspopulismus in Deutschland. Wahlverhalten in Zeiten politischer Polarisierung. Wiesbaden, Springer VS.

Decker, Oliver et al. (2022). Autoritäre Dynamiken in unsicheren Zeiten: Neue Herausforderungen – alte Reaktionen?

Über die Publikation

Mit dem am 9. November 2022 erschienenen Sammelband werden die Befunde der langerwarteten Leipziger Autoritarismusstudie 2022 vorgelegt, der Fortsetzung einer der am längsten bestehenden repräsentativen Wiederholungsbefragungen zu autoritären, rechtsextremen, antidemokratischen und menschenfeindlichen Einstellungen in der deutschen Bevölkerung (früher: Leipziger Mitte-Studie).

Methode

Empirische Grundlage der Befunde zur Einstellungsmessung ist die Befragung von insgesamt 2.522 Personen aus dem gesamten Bundesgebiet, davon 1.987 in Westdeutschland und 535 in Ostdeutschland. Im Zentrum der Analysen stehen die aktuellen Anteilswerte der Zustimmung bzw. Ablehnung der klassischen Aussagen des „Fragebogen zur rechtsextremen Einstellung – Leipziger Form (FR-LF)“ und anderer Fragenkomplexe – u. a. zur Abwertung von Asylsuchenden, antisemitischen und antifeministischen Einstellungen, Verschwörungserzählungen, zu Corona, der Impf-Thematik, dem Klimawandel usw. Die Messreihen des Standardfragenprogramms gehen bis ins Jahr 2002 zurück und erlauben somit die Beurteilung von Einstellungstrends.

Zentrale Befunde/Aussagen

Ein zentraler Befund der aktuellen Studie ist, dass rechtsextreme Einstellungen zum Teil deutlich zurückgegangen seien. Gleichzeitig angestiegen und weit verbreitet jedoch ist der Hass auf Migrant*innen, Frauen, Muslim*innen und andere Gruppen in Deutschland. Zudem ließen sich in Folge der Pandemie verstärkte Wünsche nach Autorität feststellen, so die Autor*innen. Auch wenn die Zustimmung zu einigen Aussagen deutlich abgesunken ist, ist sie in der ostdeutschen Bevölkerung weiterhin erhöht. Dies gilt beispielsweise auch in Hinblick auf den Glauben an COVID-bezogene Verschwörungserzählungen: Während im Westen 29 % der Befragten meinten, die Corona-Krise werde „ so groß geredet, damit einige wenige davon profitieren können.“, stimmten dieser Aussage im Osten 34 % zu. 2020 waren es allerdings sogar noch 44 % im Osten und 30 % im Westen.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://www.boell.de/de/2022/11/09/anutoritaere-dynamiken-unsicheren-zeiten-neue-herausforderungen-alte-reaktionen

Quelle

Decker, Oliver/Kiess, Johannes/Heller, Ayline/Brähler, Elmar (Hg.) (2022). Autoritäre Dynamiken in unsicheren Zeiten: Neue Herausforderungen - alte Reaktionen? Leipziger Autoritarismusstudie 2022. Gießen, Psychosozial.

Donovan, Joan/Dreyfuss, Emily/Friedberg, Brian (2022). Meme Wars. The Untold Story of the Online Battles Upending Democracy in America

Über die Publikation

Memes sind vielen als lustige Bildchen bekannt, die sich viral verbreiten und einen zentralen Modus digitaler Kommunikation darstellen. Dass Memes aber auch ideale Transmitter politischer Botschaften sind und sich insbesondere im rechten Lager äußerster Beliebtheit erfreuen, wird bis heute weitgehend unterschätzt. Ein Team um die US-amerikanische Sozialwissenschaftlerin und Digitalisierungsforscherin Joan Donovan widmet sich der Funktionsweise von Memes in politischen Konflikten und der Frage, welche Durchschlagskraft sie vor allem in rechten Kampagnen haben.

Methode

Anhand von zehn mit Memes aufgeladenen Konflikten in den USA nimmt das Buch seine Leser*innen mit auf eine Reise ins Innere von digitalen Subkulturen, deren „Kriege“ unter der Oberfläche des Mainstream-Bewusstseins tobten. Aufbauend auf ethnographischen Studien und teilnehmenden Beobachtungen werden die Mittel (Memes, Slogans, Ideen), Taktiken (Schwarmverhalten, Doxing, Trolling, Shitposting, Desinformation und Manipulationskampagnen) und Strategien der Meme-Krieger*innen in einen kohärenten Rahmen eingefügt, der erklärt, wie randständige Ideen durch die Verbreitung hybrider Mediensysteme sehr schnell sehr real werden und sich in Handlungen auf der Straße widerspiegeln.

Zentrale Befunde/Aussagen

Meme Wars zeichnet die Geschichte nach, wie US-Bewegungen im letzten Jahrzehnt Memes genutzt haben, um online Macht aufzubauen und das ‚Establishment‘ anzugreifen. Von Gamergate, Pizzagate und Unite the Right bis zu QAnon und Stop the Steal schaffen die Autor*innen einen wertvollen Überblick über die Wechselbeziehungen zwischen Online- und Offline-Welten und porträtieren die dahinterstehenden Akteur*innen sowie die Überforderung der Öffentlichkeit, mit diesen digitalen Phänomenen umzugehen. Sie geben Anhaltspunkte, wie radikale Ideen sich aus spaßigen Foren heraus entfalten und wie sich digitale Räume von rechtsextremen Akteur*innen angeeignet werden, was wiederum auch das Verständnis des Rechtsextremismus als gesellschaftliche Kraft auf die Probe stellt.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://www.bloomsbury.com/us/meme-wars-9781635578638/

Quelle

Donovan, Joan; Dreyfuss, Emily; Friedberg, Brian (2022). Meme Wars: The Untold Story of the Online Battles Upending Democracy in America. New York u. a., Bloomsbury.

Friedländer, Saul et al. (2022). Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust

Über die Publikation

In Deutschland hat sich eine kritische Debatte über die Erinnerung an den Holocaust und dessen Unvergleichbarkeit mit anderen historischen Verbrechen – genauer: den aktuell wieder in Erinnerung gerufenen Kolonialverbrechen – entwickelt. Die fünf renommierten Autor*innen treten in diesem Band dieser Neubewertung der deutschen Erinnerungskultur entgegen.

Methode

In fünf Essays argumentieren die Autor*innen aus unterschiedlichen Perspektiven für die Unvergleichbarkeit des Holocaust.

Zentrale Befunde/Aussagen

Zentrale Feststellung ist, „dass der Vergleich des Holocaust mit kolonialen Genoziden gerade einen spezifischen Unterschied ignoriere. [...] Die einen sind im Zuge des Projekts der rücksichtslosen ‚Gewinnung von Lebensraum‘ [...] unterdrückt, ausgebeutet und eben auch getötet worden, während die deportierten Juden aus dem einzigen Grund, weil sie Juden waren, ermordet worden sind.“ (S. 10f.) Diese Feststellung wird in den einzelnen Beiträgen aus unterschiedlichen Perspektiven untermauert. Die Autor*innen kommen zu dem Ergebnis, dass den Kolonialverbrechen „ein größerer Platz im deutschen, europäischen oder westlichen Gedächtnis“ (S. 51) eingeräumt werden muss, ohne gleichzeitig die Singularität des Holocaust zu negieren.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://www.chbeck.de/friedlaender-frei-steinbacher-diner-verbrechen-namen/product/33335935

Quelle

Friedländer, Saul/Frei, Norbert/Steinbacher, Sybille/Diner, Dan/Habermas, Jürgen (2022). Ein Verbrechen ohne Namen. Anmerkungen zum neuen Streit über den Holocaust. München, C.H.Beck.

Frindte, Wolfgang (2022). Quo vadis, Humanismus? Wie wir unsere Menschlichkeit erhalten können – Historische Kontexte, Psychologische Reflexionen, Judenfeindliche Angriffe

Über die Publikation

Wolfgang Frindte legt mit diesem Sachbuch die Quintessenz seiner Publikationen zu Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus aus sozialpsychologischer Perspektive vor. Er setzt diese Themen in direkten Bezug zur Geschichte, der Gegenwart und allen voran der Zukunft des Humanismus.

Methode

Um sich den Fragen zu nähern, wie es um die humanistische Grundlage unseres (Zusammen-)Lebens bestellt ist und wer dieses Fundament angreift, nutzt der Autor ein Konstruktionsprinzip: Er zeigt die humanistischen Anstrengungen seit Francesco Petrarca (1304–1374) auf und reflektiert die verschiedenen, auf den Humanismus bezogenen Entwicklungsetappen der Psychologie. Dabei verknüpft der Autor Erzählungen vom Humanismus mit Reflexionen aktueller Entwicklungen. Klar positioniert sich der Wissenschaftler gegen die Angriffe auf die Menschlichkeit in den gegenwärtigen gesellschaftspolitischen Prozessen: Verschwörungsmythen, Rechtsextremismus, Demokratiefeindlichkeit, Formen der Menschenverachtung – insbesondere Antisemitismus. Die Ambivalenzen der humanistischen Anstrengungen verdeutlicht Frindte am Beispiel antisemitischer Inhalte, Vorurteile, Diskriminierungen und Vernichtungsexzesse und stellt klar, dass das Verhalten gegenüber Jüd*innen der Lackmustest eines jeglichen Humanismus ist.

Zentrale Befunde/Aussagen

Frindte stellt die eigenen Positionen zur Diskussion und fordert die Leser*innen zur kritischen Interpretation auf. Sein Buch sensibilisiert für die Notwendigkeit und fördert das Verständnis zu einer humanistischen Wende. Die zentrale Erkenntnis lässt sich mit Frindtes eigenen Worten zusammenfassen: „Ein humanistisch-emanzipatorisches Programm muss antikapitalistisch sein; es kann sich nicht nur auf die Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse im ‚Westen‘ richten; es muss antirassistisch sein, in radikaler Weise, die Menschenrechte aller Menschen, ihre Freiheit, Würde, Selbstbestimmung, Solidarität, den Schutz der Umwelt und das friedvolle Miteinander zum Ziel haben.“ (S. 523)

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://link.springer.com/book/10.1007/978-3-658-36638-4

Quelle

Frindte, Wolfgang (2022). Quo vadis, Humanismus? Wie wir unsere Menschlichkeit erhalten können - Historische Kontexte, Psychologische Reflexionen, Judenfeindliche Angriffe. Wiesbaden, Springer.

Ionescu, Dana (2022). Die Antisemitismusdefinition der IHRA im Handgemenge. Eine kritische Diskussion der Mobilisierungen gegen die erste internationale Antisemitismusdefinition

Über die Publikation

Der Beitrag erscheint in einem Zeitschriftenheft, das sich mit Peter Ullrichs Gutachten zur Arbeitsdefinition Antisemitismus der International Holocaust Remembrance Alliance kritisch auseinandersetzt, und versteht sich als Beitrag zu einer Diskussion, deren Ziel „die kritisch-konstruktive Weiterentwicklung und möglichst Verbesserung von Antisemitismus-Definitionen“ ist“. (Editorial)

Methode

„Der Beitrag diskutiert Peter Ullrichs Gutachten zur ‚Arbeitsdefinition Antisemitismus‘ kritisch und ordnet dessen Ablehnung der IHRA-Definition in den gegenwärtigen Konflikt um eine tragfähige Antisemitismusdefinition ein.“ (S. 1)

Zentrale Befunde/Aussagen

Die Autorin beanstandet, dass Peter Ullrich die IHRA-Definition nicht ausreichend würdigt. Darüber hinaus attestiert sie eine unpräzise Auffassung von israelbezogenem Antisemitismus und kritisiert Ullrichs Intransparenz hinsichtlich seiner persönlichen Position in den Kontroversen um aktuellen Antisemitismus. Die Autorin kommt zu dem Schluss, dass Peter Ullrichs Gutachten nicht lediglich ein wissenschaftlicher Beitrag, sondern viel mehr eine „politische Intervention“ (S. 4) und „Mobilisierung gegen die IHRA-Definition“ (S. 3) darstellt.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://cco.regener-online.de/2022_1/abstr_dt/ionescu2022_abstr_dt.htm

Quelle

Ionescu, Dana (2022). Die Antisemitismusdefinition der IHRA im Handgemenge. Eine kritische Diskussion der Mobilisierungen gegen die erste internationale Antisemitismusdefinition. conflict & communication online: Diskussionsforum zur Arbeitsdefinition Antisemitismus der IHRA 21 (1).

Lockwood, Ben/Lockwood, Matthew (2022). How Do Right-Wing Populist Parties Influence Climate and Renewable Energy Policies? Evidence from OECD-Countries

Über die Publikation

Die Studie analysiert den Zusammenhang zwischen Klimapolitik, dem Ausbau erneuerbarer Energien und der Regierungsbeteiligung rechtspopulistischer Parteien für 31 OECD-Länder.

Methode

Für die Analyse wurden Variablen von insgesamt 31 OECD-Ländern für den Zeitraum 2007–2018 ausgewertet, wobei auf Daten aus der jährlichen Expert*innenbefragung des Climate Change Performance Index (CCPI), einen „Renewable Energy Score“ der Weltbank, zahlreiche Kontrollvariablen (u. a. Emissionen, Alter, Bildung) und Wahlstatistiken zurückgegriffen wurde. Die Datenauswertung wurde mittels multivariater Regression durchgeführt.

Zentrale Befunde/Aussagen

Die Autoren belegen im OECD-Vergleich systematisch, was sich in vielen Studien und Beiträgen immer wieder gezeigt hat. Rechtspopulistische Parteien gefährden nicht nur das gesellschaftliche, sondern auch ganz konkret das meteorologische Klima. Dort wo Parteien der populistischen Rechten in Regierungsverantwortung sind und dort wo sie auf starken Wähler*innenzuspruch bauen können, verschlechtert sich die Klimapolitik messbar. Insbesondere in Ländern, in denen das Mehrheitswahlrecht gilt, fallen die negativen Effekte von populistischen Rechtsaußenparteien auf die Klimapolitik am stärksten aus (z. B. in den USA während der Amtszeit von Donald Trump). Der gedämpft negative Effekt, der sich in Ländern mit Verhältniswahlrecht zeigt, könnte jedoch nur von kurzer Dauer sein, warnen die Autoren. In der Vergangenheit avancierten zahlreiche rechtspopulistische Parteien durch massive Stimmenzugewinne zu „Juniorpartner*innen“ in Regierungskonstellationen. Daraus könnte mittel- und langfristig bei fortgesetzten Stimmenzuwächsen auch ein steigender politischer Einfluss jener Kräfte resultieren, die progressive Klimapolitik zu verhindern, auszubremsen oder gar umzukehren versuchen.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://direct.mit.edu/glep/article/22/3/12/110008/How-Do-Right-Wing-Populist-Parties-Influence

Quelle

Lockwood, Ben/Lockwood, Matthew (2022). How Do Right-Wing Populist Parties Influence Climate and Renewable Energy Policies? Evidence from OECD Countries. Global Environmental Politics 22, 12–37. https://doi.org/10.1162/glep_a_00659.

Rau, Jan et al. (2022). Rechtsextreme Online-Kommunikation in Krisenzeiten

Über die Publikation

Der vorliegende Report ist im Rahmen des Forschungsinstituts Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ) am Teilinstitut Hamburg (Hans-Bredow-Institut) im dort ansässigen Projekt „Social-Media-Observatory“ entstanden. Er beschreibt „Herausforderungen durch den (digitalen) Rechtsextremismus im Kontext der Corona-Krise und der Bundestagswahl 2021. Es werden zentrale Erkenntnisse der Rechtsextremismus- mit der Platform Governance-Forschung zusammengeführt [...].“ (S. 5)

Methode

Der Report gliedert sich in zwei Teile. In Teil I zeigt eine „zweckorientierte Problemanalyse“ (S. 5), „wie die Far Right grundsätzlich von digitalen Kanälen profitieren kann“ und „welche Entwicklungen und Spannungspunkte“ (S. 6) sich daraus ergeben. Teil II widmet sich der „Platform Governance in Bezug auf den Umgang mit dem (digitalen) Rechtsextremismus“, benennt „Kriterien für die Schaffung und Durchsetzung eines geeigneten Ordnungsrahmens“ (S. 6) und zeigt „konkrete Möglichkeitsräume für Interventionen“ (S. 6) auf.

Zentrale Befunde/Aussagen

Zentrale Befunde und Problemstellungen, die in Teil I herausgearbeitet werden, sind: „Krisen als Möglichkeitsraum rechtsextremer Kommunikation, de[r] Aufstieg alternativer Plattformen, das analoge Gewaltpotenzial digitaler Plattformen, die zunehmend wichtige Rolle sogenannter digitaler Infrastrukturanbieter, de[r] Unterstützungsbedarf für Betroffene von rechtem digitalem Hass und de[r] ungenügende [...] Datenzugang für Forschende.“ (S. 62) Die in Teil II entwickelten „Kriterien für eine angemessene Governance-Struktur“ beziehen sich auf „Grundrechtorientierung, [den] Erhalt demokratiefördernder Funktionen, Transparenz, [die] Vermeidung von Machtkonzentration, Diversität, [die] Resilienz vor Repression, [einem] risikobasierte[m] Ansatz und Verhältnismäßigkeit [und] prozedurale Garantien.“ (S. 62)

Die vollständige Publikation finden sie hier:

https://www.fgz-risc.de/fileadmin/user_upload/tv6eli5_ssoar-2022-Rau_et_al-Rechtsextreme_Online-Kommunikation_in_Krisenzeiten.pdf

Quelle

Rau, Jan/Kero, Sandra/Hofmann, Vincent/Dinar, Christina/Heldt, Amélie Pia (2022). Rechtsextreme Online-Kommunikation in Krisenzeiten. Herausforderungen und Interventionsmöglichkeiten aus Sicht der Rechtsextremismus- und Platform-Governance-Forschung. Arbeitspapiere des Hans-Bredow-Instituts | FGZ Resultate 62.

Reusswig, Fritz/Küpper, Beate (2022). Tyrannei der Minderheit? Energiewende und Populismus

Über die Publikation

Im Beitrag wird diskutiert, inwiefern sich populistische Haltungen zum Klimadiskurs („Energiewendepopulismus“) auf Haltungen zur Energiewende auswirken. Neben zentralen Akteur*innen, Strategien und Narrativen des sogenannten Energiewendepopulismus werden Befunde aus der empirischen Forschung bzw. Einstellungsmessung vorgestellt.

Methode

Die Autor*innen präsentieren zahlreiche Befragungs- und Studienergebnisse, darunter jene eigener quantitativer Erhebungen, sowie Fokusgruppeninterviews, anhand derer sie die unterschiedlichen Dimensionen des „Energiewendepopulismus“ herausarbeiten.

Zentrale Befunde/Aussagen

Trotz weit verbreiteter Zustimmung zur Energiewende ist der lokale Widerstand gegen den konkreten Ausbau groß. Kritik an der lokalen Umsetzung der Maßnahmen hat sich in der Vergangenheit teilweise zu einer Fundamentalkritik gegen die Energiewende gewandelt und populistische Positionen haben verstärkt an Einfluss in der Debatte gewonnen. Ein Grund dafür ist der sogenannte „Energiewendepopulismus“, der suggeriert, dass eine korrupte Elite die Energiewende zum Schaden des einfachen Volkes forcieren wolle. Häufig wird dies von verschwörungsideologischen Erzählungen begleitet, z. B. jener, dass sich Politik und Wirtschaft zum Schaden der einfachen Bevölkerung bereichern wollten. Zudem wird das klassische populistische „Oben gegen Unten“-Prinzip um weitere Dimensionen, bspw. das Narrativ einer „urban-kosmopolitischen links-grünen Minderheit“ und „weltfremder Gutmenschen“ angereichert. Zentrale Akteur*innen des Energiewendepopulismus sind eine kleine, wenngleich lautstarke Minderheit, die jedoch suggeriert, die Mehrheit der „einfachen“ und „hart arbeitenden“ Bevölkerung zu vertreten. Vor allem durch die AfD, den Klimaleugnungsverein EIKE und die Anti-Windkraftlobbyvereinigung „Bundesinitiative Vernunftkraft e.V.“ wird der Energiewendpopulismus befeuert und erhält so Einzug in die gesellschaftlichen Debatten.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/oekologie-und-demokratie/508501/tyrannei-der-minderheit/

Quelle

Reusswig, Fritz/Küpper, Beate (2022). Tyrannei der Minderheit? Energiewende und Populismus. Aus Politik und Zeitgeschichte (APuZ) 21–22. Bonn, Bundeszentrale für politische Bildung.

Schroeder, Wolfgang et al. (2022). Einfallstor für rechts? Zivilgesellschaft und Rechtspopulismus in Deutschland

Über die Publikation

Das Buch präsentiert die Ergebnisse der ersten systematischen sozialwissenschaftlichen Untersuchung rechter Aktivitäten in Vereinen und Verbänden in Deutschland. Es gewährt dabei „brisante Einblicke“ (Verlagswerbung) in rechtspopulistische Tendenzen in der deutschen Zivilgesellschaft – sowohl was Einstellungsmuster als auch strategische Unterwanderungsversuche anbetrifft.

Methode

Für die Studie wurden erstmals rund 1.100 Funktionär*innen zu rechten Aktivitäten in ihren in zivilgesellschaftlichen Organisationen befragt. Zusätzlich zur standardisierten Befragung mittels Fragebogen wurden 32 qualitative Interviews geführt. Befragt wurden Vertreter*innen von Gewerkschaften, Kirchen, Wohlfahrtsverbänden sowie Vereinen aus den Bereichen Sport, Kultur, Schützenwesen, den Freiwilligen Feuerwehren sowie dem Naturschutz.

Zentrale Befunde/Aussagen

„Rechte Aktivitäten, welche die Politik und Gesellschaft in Deutschland zu verändern suchen, haben auch die organisierte Zivilgesellschaft erreicht. Sie ist damit selbst zur Arena geworden, in der die Konflikte um den bundesdeutschen Basiskonsens ausgetragen werden. Eine der Schattenseiten der offenen Gesellschaft besteht dabei in dem Versuch ihrer Gegner, die organisierte Zivilgesellschaft zu nutzen, um die Demokratie zu schwächen oder sie sogar abzuschaffen. Solche rechten Aktivitäten finden einerseits in den großen und heterogen zusammengesetzten Verbänden traditionellen Zuschnitts statt, also von den Kirchen bis zu den Sportverbänden. Andererseits bauen rechte Akteure auch eigene Bewegungen, Gruppen, Vereine und Netzwerke auf, um ihre Anliegen zu vergemeinschaften. Beide Entwicklungen sind Teil eines Strukturwandels der Zivilgesellschaft. Die zentrale Frage für die Zukunft der Demokratie – ob und wie sich die organisierte Zivilgesellschaft weiterhin als Träger des demokratischen Basiskonsenses behaupten kann – steht im Mittelpunkt dieses Buches.“ (S. 291).

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://www.campus.de/buecher-campus-verlag/wissenschaft/politikwissenschaft/einfallstor_fuer_rechts-17075.html

Quelle

Schroeder, Wolfgang/Greef, Samuel/Ten Elsen, Jennifer/Heller, Lukas/Inkinen, Saara (2022). Einfallstor für rechts? Zivilgesellschaft und Rechtspopulismus in Deutschland. Frankfurt a. M./New York, Campus.

Schroeder, Wolfgang/Trömmer, Markus (2022). Rechtspopulismus. Zivilgesellschaft. Demokratie

Über die Publikation

„Die Zivilgesellschaft steht unter Druck. Meist ist sie mit der Vorstellung von humanistischen, demokratischen Werten und gemeinwohlorientiertem Engagement verbunden. In Wirklichkeit aber wird sie von rechten Akteuren bedroht, die versuchen, bestehende Konflikte und kontroverse Themen zu instrumentalisieren, um in der Zivilgesellschaft Fuß zu fassen. In diesem Band zeigen die Autorinnen und Autoren, wie und mit welchen Mitteln rechtspopulistische Akteure dabei vorgehen und beleuchten Möglichkeiten, wie eine wehrhafte Demokratie darauf reagieren kann.“ (aus der Verlagswerbung)

Methode

Die Publikation ist der Tagungsband zur Tagung „Rechtspopulismus in der organisierten Zivilgesellschaft“, die am 24. und 25 September 2020 in Baunatal stattfand. Das Buch enthält 16 Beiträge von Gerd Bücker, Frank Decker, Martina Gemmar, Samuel Greef, Lukas Heller, Nicholas Henkel, Siri Hummel, Marco Jelić, Seongcheol Kim, Matthias Monecke, Nina Reip, Hilke Rebenstorf, Felix Schilk, Sebastian Schmitz, Wolfgang Schroeder, Torben Schwuchow, Jennifer Ten Elsen, Markus Trömmer, Anna Vogel und Christina Wüstefeld.

Zentrale Befunde/Aussagen

„Dieser Tagungsband bietet einen erkenntnisreichen Blick auf ein spannendes Themenfeld großer gesellschaftspolitischer Herausforderungen aus unterschiedlichen Perspektiven. Damit soll er nicht nur weitere Forschungsaktivitäten und wissenschaftliche Vertiefungen auslösen. Vielmehr besteht die Hoffnung, die ganze Bandbreite zivilgesellschaftlicher Organisationen und die sich dort engagiert einsetzenden Menschen anzusprechen. So kann der vorliegende Band dazu anregen, praktizierte Antworten auf rechte Interventionen (kritisch) zu reflektieren und neue Konzepte zum Umgang mit den Herausforderungen zu entwickeln. Erste Hinweise, Ideen und Good-Practice-Beispiele in den einzelnen Beiträgen können dafür hilfreich sein.“ (S. 10)

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://dietz-verlag.de/isbn/9783801242763/Rechtspopulismus-Zivilgesellschaft-Demokratie

Quelle

Schroeder, Wolfgang/Markus Trömmer (Hg.) (2022). Rechtspopulismus. Zivilgesellschaft. Demokratie. Bonn, Verlag J.H.W. Dietz Nachf.

Schwarz-Friesel, Monika (2022). Toxische Sprache und geistige Gewalt. Wie judenfeindliche Denk- und Gefühlsmuster seit Jahrhunderten unsere Kommunikation prägen

Über die Publikation

Auf knapp 200 Seiten zeigt die Autorin, wie Antisemitismus seit 2.000 Jahren Sprach- und Denkmuster beeinflusst. Sie zeigt in 17 Kapiteln eindrücklich und anhand zahlreicher Beispiele, dass der antijudaistische Ursprung des Antisemitismus bis heute erhalten geblieben ist und wie der Antisemitismus mittels Sprache von Generation zu Generation weitergegeben und normalisiert wird und dass nicht einmal der Mord an sechs Millionen Jüdinnen und Juden zu einer tiefgreifenden Zäsur geführt hat.

Methode

Mittels kognitionslinguistischer Analyse zeigt Schwarz-Friesel, wie sich Antisemitismus über die zwei Jahrtausende artikuliert und immer wieder den aktuellen Gegebenheiten anpasst. Sie geht zurück zu Texten aus dem Neuen Testament und zeigt anhand von Philosophen der Aufklärung und Literaturnobelpreisträgern, dass Antisemitismus seit jeher von einer gebildeten Schicht ausgegangen ist.

Zentrale Befunde/Aussagen

Schon immer war Sprache entscheidend für die Ausbreitung und Normalisierung von Judenhass. „In dem kollektiven Gefühl der Judenfeindschaft verbinden sich Kognition, Emotion und Sprache zu einem für die Juden tödlichen und für die gesamte Gesellschaft destruktiven geistigen Gift“ (S. 9). Gegenwärtig ist die größte Herausforderung in der Bekämpfung von Antisemitismus, dass Antisemitismus (besonders der israelbezogene) immer wieder bagatellisiert und geleugnet wird und als Kunst- und Meinungsfreiheit abgetan wird: „Wie soll ein weitreichendes Umdenken und Aufarbeiten stattfinden, wenn man nur auf die Springerstiefel-Antisemiten schaut, Bischöfen, Nobelpreisträgern und Gelehrten aber alles durchgehen lässt?“ (S. 59) Schwarz-Friesel fordert daher: „Judenfeindliche Äußerungen müssen ohne Ansehen der Person und ohne Wenn und Aber ohne Ausnahme angesprochen, kritisiert und zurückgewiesen werden“ (S. 202), denn die Antisemitismusforschung kann ganz klar sagen, wenn eine Aussage antisemitisch ist, eine angebliche Grauzone gibt es dabei nicht.

Die vollständige Publikation finden Sie hier:

https://www.narr.de/toxische-sprache-und-geistige-gewalt-20466-1/

Quelle

Schwarz-Friesel, Monika (2022). Toxische Sprache und geistige Gewalt. Wie judenfeindliche Denk- und Gefühlsmuster seit Jahrhunderten unsere Kommunikation prägen. Tübingen, Narr Francke Attempto.