Kein Wunder bei solchen Eltern!? Rechtsextremismus, Pauschalablehnungen und familiäre Sozialisation

Der Beitrag greift die seit Jahrzehnten geführte Diskussion darüber auf, inwieweit die Elternhäuser extrem rechtsorientierter und Pauschalablehnungen gebrauchender Personen Verantwortung für die politischen und sozialen Haltungen der aus ihnen stammenden Nachwachsenden haben. Er fasst dazu den Stand der Forschung überblicksartig zusammen: Zum einen erörtert er theoretische Erklärungsansätze, zum anderen führt er zentrale empirische Befunde auf. Dabei werden nicht nur die familiären Begünstigungsfaktoren für Affinisierungsprozesse in Richtung auf rechtsextreme und pauschalisierend-ablehnende Orientierungen und Handlungs- bzw. Verhaltensweisen benannt, sondern auch die Wissensstände über Distanzierungsbedingungen und -verläufe zusammengefasst. In der Konsequenz wird für die Unterstützung von Distanzierungsbestrebungen eine sogenannte KISSeS-Strategie vorgeschlagen.

Ausgangspunkte

Keineswegs erst der letzte Verfassungsschutzbericht (vgl. Bundesministerium 2021) bringt es an den Tag: Rechtsextremismus ist eine weiterhin andauernde Bedrohung für die öffentliche Sicherheit, das friedliche Zusammenleben in unserer multikulturellen Gesellschaft und nicht zuletzt für demokratische Verhältnisse generell. Sorgen muss nicht nur bereiten, dass das rechtsextreme Personenpotenzial nach den Beobachtungen des Verfassungsschutzes im Jahre 2020 auf 33.000 Personen angestiegen ist, bis zu 40 % dieses Potenzials als gewaltbefürwortend, gewaltbereit, gewaltunterstützend oder gewalttätig gelten und rechtsextreme Straftaten insgesamt gegenüber dem Vorjahr um 5 %, rechtsextremistische Gewalttaten sogar um 10 % zugenommen haben. Bedenkenswert ist auch, dass Einstellungsuntersuchungen – inzwischen seit Jahrzehnten – eine weite Verbreitung von vor allem antisemitischen, migrations- und herkunftsbezogenen, antimuslimischen sowie (hetero-)sexistischen Ablehnungshaltungen und deren Stabilisierung mit nicht zuletzt rechtspopulistischen Konturen innerhalb der bundesdeutschen Erwachsenenbevölkerung registrieren (vgl. Decker/Brähler 2018, 2020; Decker u. a. 2016; Zick 2019; Zick u. a. 2019; Zick u. a. 2016; Zick/Klein 2014) und auch Jugendstudien feststellen, dass sich Pauschalisierende Ablehnungskonstruktionen (PAKOs) gegenüber (vermeintlichen) Minderheiten und gesellschaftlich Marginalisierten unter jungen Menschen normalisieren (Möller u. a. 2016). Es verwundert deshalb kaum, wenn solche Studien insbesondere die gesellschaftliche „Mitte“ „gefordert“ sehen (wie auch der Titel der neuesten Studie dieser Art formuliert: Zick/Küpper 2021).

Eine der immer wieder in diesem Zusammenhang aufgeworfenen Fragen ist, wie es dazu kommen kann, dass entsprechendes Gedankengut über Generationen hinweg offensichtliche Anziehungskraft entfalten kann. Sie spitzt sich zu auf die Fragestellung, welche Rolle die Prozesse der Sozialisation der jungen Generation dabei spielen und was speziell Erziehungsinstanzen in dieser Hinsicht zu verantworten haben. Die familiäre Sozialisation und insbesondere die (groß)elterliche Einflussnahme stehen dabei schon seit den Anfängen der Bundesrepublik im Fokus; dies nicht zuletzt deshalb, weil damals die Frage interessierte, wieso zum einen der Nationalsozialismus so viele Anhänger:innen finden konnte und zum anderen – wie rechtsextreme Umtriebe zeigten – anscheinend der ‚Schoß noch fruchtbar war, aus dem er kroch‘. Was wissen wir also über den intergenerationellen Transmissionsriemen dieser Problematik? Welche theoretischen Erklärungsansätze gibt es und welche empirischen Befunde erscheinen (wenigstens einigermaßen) verlässlich?

Eine zweite Frage wird seltener gestellt, obwohl Antworten auf sie für die Bearbeitung der Problematik vielleicht noch wichtiger sind. Wie kommen (junge) Menschen von derart problematischen Haltungen wieder weg? Und welche Weichenstellungen müssen getätigt werden, um solche Distanzierungsprozesse auszulösen bzw. zu unterstützen?

Theoretische Ansätze

Ein kurzer Abriss des themenbezogenen sozialwissenschaftlichen Diskurses (ausführlicher und mit weiteren Literaturbezügen: Möller 2020) fördert zutage, dass auf der Ebene theoretischer Überlegungen nahezu ausschließlich Fragen nach den Problemursachen verfolgt werden: In den ersten Nachkriegsjahrzehnten dominierten vor allem psychoanalytische Deutungen die einschlägigen Debatten (zentrale wissenschaftliche Bezugspunkte hier: Horkheimer 1936; Adorno u. a. 1950). Sie mach(t)en im Wesentlichen das Misslingen einer stabilen Über-Ich- bzw. Gewissensbildung unter autoritären Familienverhältnissen und eine daraus resultierende Tendenz zur Orientierung an eindeutigen Vorgaben einer Schwarz-weiß-Moral und sie vertretenden Führungsfiguren verantwortlich. In narzissmustheoretischer Variante (vgl. Clemenz 1998; Bohleber 1992) wurde ein schwaches Über-Ich stärker und spezifischer auf einen regressiven Rückgriff auf prä-ödipale Verschmelzungswünsche mit der Mutter, ein labiles Ich und deshalb frei flottierende aggressiv getönte Größenfantasien zurückgeführt. So oder ähnlich argumentierende Annahmen über die Bedeutsamkeit eines psychogenetisch anfälligen ‚Charakters‘ und von Persönlichkeitseigenschaften überhaupt gerieten Ende der 60er- und in den 70er-Jahren zunehmend ins Hintertreffen – dies vornehmlich aus drei Gründen: zum Ersten, weil man daran die Ausblendung objektiver und kollektiv bedeutsamer Faktoren von Lebensumständen kritisierte, zum Zweiten, weil empirische Erkenntnisse die Langzeitwirkung kindlicher Erfahrungen für die politische Sozialisation fraglich erscheinen ließen und zum Dritten weil gesellschaftlich zu registrierende Entwicklungen wie ein allgemeiner Wertewandel, veränderte Familienstrukturen und liberalisierte Erziehungspraktiken den Verweis auf die Verantwortung von patriarchal geprägten autoritären Sozialcharakteren und konventionellen Konformitätszwängen zunehmend weniger plausibel erscheinen ließen (vgl. z. B. Inglehart 1977; Dubiel 1988; Ottomeyer 1997).

Favorisiert wurden seit den 90er-Jahren eher bindungstheoretische Perspektiven (vgl. z. B. Ainsworth/Bowlby 1991). Durchaus auch empirisch argumentierend kommen sie zu dem Schluss, dass „abwehrend-bagatellisierende“ und „verstrickte“ Bindungsmuster für Pauschalablehnungen, wie sie sich als Elemente eines rechtsextremen Syndroms finden, anfällig machen, während „sicher-autonome“ Bindungen eher eine Schutzwirkung entfalten (vgl. z. B. Hopf u. a. 1995).

Daneben kommen vor allem seit den 90er-Jahren bis heute andere theoretische Erklärungen wie z. B. konflikttheoretische (vgl. Willems 1993; Ders. u. a. 1994) sowie dominanzkultur- und rassismustheoretische Ansätze auf (z. B. Rommelspacher 1997). Sie fokussieren allerdings im Schwerpunkt unter makrosystemischer Perspektive gesamtgesellschaftliche Faktoren im Sinne kapitalistisch induzierter Ungleichheitsverhältnisse, vorherrschender Diskurse und eines dadurch entscheidend bedingten strukturellen Rassismus oder auch – dann eher konflikttheoretisch angelegt – Einwanderungskonflikte und die politische Brisanz von Fremdheitserfahrungen als konkrete mikrosystemische familiale Verhältnisse.

Desintegrationstheoretische Erklärungen heben zwar auch auf gesamtgesellschaftliche „Strukturkrisen“ und „Regulierungskrisen“ im Hintergrund des Aufkommens rechtsextremer Einstellungen und Vorkommnisse ab, machen aber darüber hinaus und im Zusammenhang damit auf die wachsende „Instabilität von sozialen Beziehungen“ und emotionalen Bindungen aufmerksam (Heitmeyer 1993) und erkennen Begünstigungsfaktoren auch u. a. gerade in emotionaler Leere und Gleichgültigkeit im Verhältnis von Eltern und Kindern (vgl. z. B. Heitmeyer u. a. 1992).

Eine Bilanz zum Stand der theoretischen Erklärungen für die prozesshafte Genese rechtsextremer Haltungen und Pauschalisierender Ablehnungskonstruktionen fällt wenig befriedigend aus: Erscheint insbesondere das Zusammenspiel subjektiv repräsentierter und gesellschaftlich-kollektiv verfasster Faktoren schon generell kaum aufgehellt, so gilt dies erst recht für den Sozialisationsbereich der Familie. Zu Verläufen von Abwendungen von ihnen fehlen systematische theoretische Ausarbeitungen bis ins zweite Jahrzehnt unseres Jahrhunderts hinein.

Dieser eher karge Stand verlässlichen wissenschaftlichen Wissens scheint auch mit seiner mangelhaften empirischen Grundierung zusammenzuhängen, denn längsschnittliche Forschungsdesigns, die junge Menschen beim Prozess politischer Identitätsbildung über Jahre hinweg begleiten, sind, gerade in jüngster Zeit selten (vgl. aber Heitmeyer u. a. 1992; Möller 2000; Möller/Schuhmacher 2007; Möller et al. 2016). Immerhin deuten sich weiterführende Erkenntnisse insbesondere auf der Basis dieser Forschungsansätze an.

Empirische Erkenntnisse über Begünstigungsfaktoren für Affinität

Aus Platzgründen hier nur grob zusammengefasst erweisen sich mindestens fünf Befunde als besonders relevant:

Zum Ersten identifizieren manche Forschungen die Familie – und hier insbesondere die Eltern, manchmal aber auch die Großeltern – als Transmissionsriemen für die intergenerationelle Übertragung autoritärer, nationalistischer und fremdenfeindlicher oder anderweitig rechtsextrem konturierter Einstellungen (z. B. Urban/Singelmann 1998). Mehr oder minder stark wird hier auf die manifeste politische Sozialisation geblendet.

Zum Zweiten werden Erziehungspraktiken wie ein autoritärer Erziehungsstil, die Weitergabe von Abwertungs- und Abwehrhaltungen gegenüber ‚Fremden‘ bei Aufwertung der ‚Eigengruppe‘, die Vermittlung traditionalistischer Geschlechtsrollenbilder, insbesondere maskulinistischer Orientierungen an Söhne, inkonsequente und/oder überzogene Sanktionierungen und Gewaltanwendungen gegenüber den Kindern (oder auch zwischen Elternteilen), aber auch unkontrollierter gewalthaltiger Medienkonsum und ein grenzenloses laissez faire in Anschlag gebracht (z. B. Rieker 1997; Baier u. a. 2009).

Zum Dritten wird die Ausbildung rechtsextrem konturierter Haltungen bei Kindern und Jugendlichen mit mangelhaften Kommunikations-, unsicheren Beziehungs- und unzureichenden emotionalen Bindungsqualitäten innerhalb betroffener Familien in Verbindung gebracht (z. B. Hopf u. a. 1995; Becker 2008). Die Betroffenen haben demnach in ihrer Kindheit wenig Liebe und Geborgenheit, aber oft Gleichgültigkeit und Zurückweisung seitens ihrer Eltern erfahren. Es handelt sich dabei um Erfahrungswerte, die durchaus nicht zu Wut, Ablehnung und Verteufelung der eigenen Eltern führen müssen, sondern auch in Elternidealisierungen münden können.

Auf Faktoren der Familienstruktur wird zum Vierten verwiesen. Hier gilt vor allem neben Adoptiertwordensein eine unvollständige Familie als Belastungsfaktor, insbesondere für Jungen, die nicht mit ihrem leiblichen Vater aufwachsen und dann nicht selten in Konflikte mit dem Stiefvater bzw. jeweiligen Freund der Mutter verwickelt sind (z. B. Lobermeier 2006).

Zum Fünften werden problematische Verbindungen familialer Sozialisationserfahrungen mit Erfahrungen in anderen Lebensbereichen festgestellt, insbesondere in den gerade für Jugendliche besonders wichtigen Bereichen von Schule und Peerzusammenhängen. So scheinen bei unbefriedigenden und konfliktbelasteten Beziehungen zu den Eltern unverbindliche und uniplexe, stark auf unbedingten Zusammenhalt statt auf eine interne und nach außen wirksame diskursive Kommunikationskultur ausgerichtete Peercliquenkontakte oftmals subjektiv als Familienersatz verstanden zu werden. Sie befördern zudem aggressive Haltungen gegenüber jeweils teilweise unterschiedlich definierten ‚Anderen‘ (Möller 2020).
Für Affinisierungsprozesse ausschlaggebend ist dabei fast immer kein einzelner dieser Faktoren, sondern ihr Zusammenspiel bzw. ihr Gegeneinander im Zuge jeweiliger biografischer Entwicklung (vgl. näher dazu sowie zu Prozessen weiterer Konsolidierung und Fundamentalisierung ebd.).

Empirische und theoretische Erkenntnisse über Begünstigungsfaktoren für Distanzierungsprozesse

Bei Prozessen der Abstandnahme von (extrem) rechts getönten, un- und antidemokratischen Haltungen lassen sich drei Stadien unterscheiden: In einem ersten Stadium ergeben sich Irritationen, die auf Seiten des Subjekts ein Infragestellen bisheriger Überzeugungen und Aktivitäten anstoßen. Auslöser sind vielfach Enttäuschungen von Erwartungen, Werterealisierungen oder Versprechen, die mit der Szenezugehörigkeit verbunden wurden, oder es handelt sich um positiv erlebte Erfahrungen mit Menschen aus Gruppierungen, denen nach rechtsextremistischer Auffassung Ablehnung entgegenzubringen ist. Zu einer inneren Loslösung und zu ersten Schritten lebenspraktischer Entfernung von bislang besessenen Orientierungen, Aktivitäten und Sozialkontexten als zweitem Stadium führen sie allerdings erst dann, wenn Beschwichtigungsmechanismen, etwa ihre Ignorierung, Bagatellisierung, Marginalisierung oder Deklaration als Ausnahme aufgrund dessen, dass sie Relevanz für das eigene Selbstverständnis und die Identitätsbildung gewinnen, nicht mehr verfangen. Manifest im Sinne eines endgültigen Bruchs mit politisch-sozialen Haltungen und der Szene, in der sie ausgelebt werden, werden solche Distanznahmen jedoch erst dann, wenn in einem dritten Stadium Lebenspraxen und -modelle, die als sozial akzeptiert gelten können, durchgängig mehr Anziehungskraft entfalten (können) als die vorherigen Orientierungspunkte.

Innerhalb eines solchen Distanzierungsverlaufs spielt die Herkunftsfamilie häufig vor allem bei der Loslösung von Szene- und Haltungszusammenhängen durch ihre alltagspraktischen Unterstützungsleistungen beim Normalisierungsprozess der ‚aussteigenden’ Person eine bedeutende Rolle, etwa durch Hilfen bei der Arbeitssuche, dem Finden von (Aus-)Bildungsgängen, ‚neuen‘ Freizeitbeschäftigungen und Wohnformen, die Szeneferne ermöglichen.

Im Geflecht der Distanzierungswirkungen anderer Sozialisationsbereiche wie Schule, Ausbildung, Beruf, Freundeskreise, Partnerschaft, Medienrezeption sowie Jugend- und Sozialarbeit erfüllt damit Familie eine Art Sicherungs- und Leitplankenfunktion für die nächsten Schritte auf dem weiteren Lebensweg. Sie bildet einen Fluchtpunkt, sei es in Gestalt der Herkunftsfamilie, sei es als Ideal, an dem Partner- und ggf. schon eigene Elternschaft sowie damit verbundene Alltagsverrichtungen ausgerichtet werden (Möller 2020).

Diese hier extrem gerafft präsentierten Befunde zu Distanzierungsverläufen geben theoriebezogenen Überlegungen Nahrung, die dem sog. KISSeS-Konzept zugrunde liegen und dabei nicht nur dem Verständnis von Distanzierungsprozessen dienlich sein können, sondern auch Perspektiven für die Förderung von eben diesen aufzuzeigen vermögen (ausführlicher dazu: Möller u. a. 2016; knapper: Möller 2019).

Demnach können Distanzierungsprozesse begünstigt und professionell unterstützt werden, wenn

- bislang unbefriedigt gebliebene Bedürfnisse von Kontrolle über die eigenen Lebensgeschicke durch die Gewährung struktureller Gegebenheiten, die Weiterentwicklung persönlicher Kompetenzen (z. B. mittels (Aus-)Bildung) und mehr als nur punktuelle Erfahrungen von Orientierungsvermögen und Selbstwirksamkeit (z. B. im Arbeitsbereich) Erfüllung finden können; dies in einer Qualität, die die Attraktivität der Realitätskontrollerfahrungen, die subjektiv in undemokratischen und pauschal ablehnenden Haltungen erlebt wird, verdrängt und übertrifft;

- von der distanzierungsbereiten Person Integration, d. h. Zugehörigkeit, Anerkennung, Partizipation und Identifikationsmöglichkeiten, in Sphären als erzielbar betrachtet wird, die als sozial akzeptabel gelten; die Einbindung in Haltungs- und Gesellungskontexte, die Rechtsextremismus und Pauschalablehnungen propagieren und ausleben, verliert dadurch an Anziehungskraft;

- Sinnliches Erleben von subjektiv positiv wahrgenommener Wertigkeit auch außerhalb politisch-sozial problematischer und demokratieferner Bezüge auf mindestens gleichem, besser: höherem Befriedigungslevel erfahrbar wird;

- Sinnfindung biografisch neu gerahmt wird und Sinnzuschreibungen, die sich bislang auf Pauschalablehnungen, Diskriminierung und Gewaltsamkeit bezogen, ein als gleichwertig empfundenes Gegengewicht erhalten (z. B. durch neue Erfahrungen mit Arbeit und Bildung oder mit neuen sozialen Beziehungsqualitäten);

- in einschlägigen Szenen (und mancherorts auch darüber hinaus) kursierende wirklichkeitsverzerrende erfahrungsstrukturierende Repräsentationen, also nicht nur kognitiv, sondern auch affektiv, emotional und ikonografisch verankerte mentale Abbilder von Realität durch solche mentalen Repräsentationen infrage gestellt werden können, die aus dem Fundus demokratischer und respektvoller Vorlagen stammen und für das Subjekt erkennbar passender die Einordnung von Beständen seiner Realität und die Kommunikation darüber mit anderen erlauben;

- Selbst- und Sozialkompetenzen wie Impulskontrolle, Empathie, Ambivalenztoleranz, verbale Konfliktlösungsfähigkeiten u. v. m. aufgrund positiver KISS-Erfahrungen und damit korrespondierendem Repräsentationsaufbau biografische (Weiter-)Entwicklungen erfahren und so als Schutzfaktoren gegenüber un- und antidemokratischen Orientierungen und Aktivitäten wirken können.

Die genaue Rolle der Familie in diesem Ansatz aufzuklären und konkrete Möglichkeiten für wirksame Unterstützungsleistungen durch sie, aber auch für sie, zu entwickeln, steht weiterhin an – sowohl forscherisch als auch (sozial-)pädagogisch-praktisch und (familien-)politisch.

 

Literatur

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