Relativierung, Revisionismus, Wiederkehr. Die Abwehr der Erinnerung an den Nationalsozialismus seit 1990

Projektziel

Das Forschungsprojekt untersucht Tendenzen der Relativierung des Nationalsozialismus und der Shoah sowie Mechanismen der Erinnerungsabwehr in der politischen Kultur Deutschlands seit 1990. Deren Ausprägungen, Funktionen und Verbindung zu antisemitischen Einstellungen werden auf institutioneller, gesellschaftlicher und individueller Ebene analysiert.

Im Besonderen fokussiert das Projekt auf die Veränderungen geschichtsrevisionistischer und relativierender Deutungsmuster seit der Wiedervereinigung, insbesondere im Kontext der Aufarbeitung der DDR. Dabei rücken vor allem geschichtspolitische Motive und Strategien der „Neuen Rechten“ in den Blick, deren Einfluss auf einen breiten gesellschaftlichen Diskurs untersucht wird.

Vorgehensweise

Das Forschungsvorhaben ist historisch-kulturwissenschaftlich ausgerichtet und untersucht Relativierungsmechanismen in Deutschland auf den drei oben genannten Ebenen. Mittels Diskursanalyse werden erinnerungspolitische Debatten in Politik, Wissenschaft und auf institutioneller Ebene seit 1990 untersucht. Ergänzt wird die Untersuchung durch eine systematische qualitative Inhaltsanalyse programmatischer Reden und Texte von Akteur*innen der Neuen Rechten und deren Umfeld sowie durch Befunde der empirischen Einstellungsforschung.

Einordnung in den Forschungsverbund "Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt"

Das Projekt ist Teil des Clusters 3, „Historische, globale und regionale Varianz des Zusammenhalts“ und dort im Forschungsfeld Erinnerungspolitiken und –kulturen angesiedelt. Es bestehen darüber hinaus Verbindungen zum Forschungsfeld Inklusion, Exklusion und Populismus.


Projektbeschreibung auf der Website des "Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)".

 

Literatur
  • Bergmann, Werner 2007. Störenfriede der Erinnerung. Zum Schuldabwehr-Antisemitismus in Deutschland, in: Klaus Michael Bogdal/Klaus Holz/Matthias N. Lorenz [Hrsg.]: Literarischer Antisemitismus nach Auschwitz, Stuttgart: Metzler 2007, S. 13-36.
  • Frei, Norbert; Maubach, Franka; Morina, Christina; Tändler, Maik 2019. Zur rechten Zeit. Wider die Rückkehr des Nationalismus, München.
  • Kantsteiner, Wulf 2013. Gefühlte Wahrheit und ästhetischer Relativismus. Über die Annäherung von Holocaust-Geschichtsschreibung und Geschichtstheorie, in: Wulf Kantsteiner/Norbert Frei [Hrsg.]: Den Holocaust erzählen. Historiographie zwischen wissenschaftlicher Empirie und narrativer Kreativität. Göttingen, S. 12-50.
  • Pohl, Rolf (2010) Antisemitismus und Schlussstrichmentalität heute, in: Joachim Perels [Hrsg.]. Auschwitz in der deutschen Geschichte, Hannover, S. 230-254.
  • Rees, Jonas; Zick, Andreas; Papendick, Michael; Wäschle, Franziska 2018. MEMO Multidimensionaler Erinnerungsmonitor Studie I/2018, Forschungsbericht IKG.
  • Rüsen, Jörn 2012. Zeit und Sinn. Strategien historischen Denkens, Frankfurt am Main.
  • Salzborn, Samuel 2020. Kollektive Unschuld. Die Abwehr der Shoah im deutschen Erinnern, Berlin/Leipzig.
  • Thiele, Anja i.E. „Bei den Nazis war es der Jude (…), in der DDR der Regimekritiker“ NS-Relativierung als Selbstlegitimation. Im Druck.
  • Wiegel, Gerd 2001. Die Zukunft der Vergangenheit. Konservativer Geschichtsdiskurs und kulturelle Hegemeonie, Köln.
  • Wippermann, Wolfgang 2009. Dämonisierung durch Vergleich. DDR und Drittes Reich, Berlin.

Forschungsprojekt des

Zentrale Themen

#Antisemitismus #Geschichtsrevisionismus #Erinnerungskultur #Nationalsozialismus #Geschichtspolitik #DDR #NeueRechte

 

 

Wissenschaftliche Leitung

Lisa Johanne Jacobs

Wissenschaftliche Referentin

Kontakt:
Mail: lisa.jaocobs(at)idz-jena.de

 

 

Kooperationspartner