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Mail: lisa.jaocobs(at)idz-jena.de
Das Forschungsprojekt untersucht Tendenzen der Relativierung des Nationalsozialismus und der Shoah sowie Mechanismen der Erinnerungsabwehr in der politischen Kultur Deutschlands seit 1990. Deren Ausprägungen, Funktionen und Verbindung zu antisemitischen Einstellungen werden auf institutioneller, gesellschaftlicher und individueller Ebene analysiert.
Im Besonderen fokussiert das Projekt auf die Veränderungen geschichtsrevisionistischer und relativierender Deutungsmuster seit der Wiedervereinigung, insbesondere im Kontext der Aufarbeitung der DDR. Dabei rücken vor allem geschichtspolitische Motive und Strategien der „Neuen Rechten“ in den Blick, deren Einfluss auf einen breiten gesellschaftlichen Diskurs untersucht wird.
Das Forschungsvorhaben ist historisch-kulturwissenschaftlich ausgerichtet und untersucht Relativierungsmechanismen in Deutschland auf den drei oben genannten Ebenen. Mittels Diskursanalyse werden erinnerungspolitische Debatten in Politik, Wissenschaft und auf institutioneller Ebene seit 1990 untersucht. Ergänzt wird die Untersuchung durch eine systematische qualitative Inhaltsanalyse programmatischer Reden und Texte von Akteur*innen der Neuen Rechten und deren Umfeld sowie durch Befunde der empirischen Einstellungsforschung.
Das Projekt ist Teil des Clusters 3, „Historische, globale und regionale Varianz des Zusammenhalts“ und dort im Forschungsfeld Erinnerungspolitiken und –kulturen angesiedelt. Es bestehen darüber hinaus Verbindungen zum Forschungsfeld Inklusion, Exklusion und Populismus.
Projektbeschreibung auf der Website des "Forschungsinstitut Gesellschaftlicher Zusammenhalt (FGZ)".
Ausprägungen der Erinnerungsabwehr an den Nationalsozialismus
Lisa Johanne Jakobs (Hrsg.)
Die Erinnerung an den Nationalsozialismus gehört seit 1990 zur Staatsräson des geeinten Deutschlands und ist damit zumindest auf politisch-offizieller Ebene normativer Teil deutscher Identitäts- und Zusammenhaltsvorstellungen. Da die Realität der nationalsozialistischen Vergangenheit einer ungebrochenen Identifizierung mit der deutschen Nation im Wege steht, gibt es sowohl auf gesellschaftlicher als auch individueller Ebene – von Teilen der Mitte der Gesellschaft bis zu antidemokratischen und rechtsextremen Kräften – nach wie vor Bestrebungen, den Nationalsozialismus zu relativieren und die Erinnerung an die NS-Vergangenheit zu marginalisieren.
Die neue Publikation des FGZ enthält kompakte Beiträge zu Kontinuitäten des Antisemitismus, zur geschichtsrevisionistischen Schuldabwehr, neueren Entwicklungen seit dem 7. Oktober 2023 sowie dem Bemühen, Antisemitismus durch Erinnerungskultur entgegenzuwirken.
Aus dem Inhalt:
Einleitung: Lisa Johanne Jakobs stellt das Rahmenthema der Publikation vor: die Erinnerungsabwehr an den Nationalsozialismus und der damit verbundene Antisemitismus.
Antisemitismus in der DDR: Der Beitrag von Anja Thiele beleuchtet, wie antisemitische Ressentiments in der DDR aus ideologischen Quellen und nicht aufgearbeiteten, verdrängten antisemitischen Ressentiments der nachnationalsozialistischen deutschen Gesellschaft stammten.
Schuldabwehr: Lisa Johanne Jacobs diskutiert die emotionale Dimension von Schuldabwehr im Post-Holocaust-Antisemitismus, insbesondere im Hinblick auf Schuld und Scham1.
Antisemitismus in Rassismuskritiken: Randi Becker untersucht die Verbindung von antirassistischen mit antisemitischen Narrativen, insbesondere im Werk von Achille Mbembe.
Erinnern an die Shoah auf TikTok: Susanne Siegert spricht im Interview über ihre Erfahrungen mit Aufklärungsarbeit auf TikTok und die Herausforderungen, denen sie sich dabei stellt.
Digitaler "Webtalk": Auschwitz als Staatsreligion? Antisemitismus in der Neuen Rechten am 3.12.2020
Hier zum Video: https://youtu.be/Igrw9dqLm_c
Digitales Forum Antisemitismus am 28.01.2021