Politische Utopien
2012 erschien im Wiener Verlag Paul Zsolnay das Buch „Der europäische Landbote“ von Robert Menasse. Der Titel des Buches ist eine offensichtliche Anspielung auf Georg Büchners Flugschrift „Der Hessische Landbote“ (Büchner 1979 [1834]), in der nach einer knappen Einleitung der berühmte Aufruf „Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“ auftaucht. Büchner wollte mit seiner Flugschrift eine Revolution gegen die „da oben“ anstoßen. Robert Menasse bezweckt mit seinem Buch Ähnliches: Er plädiert für den Untergang der EU und für einen Neubeginn Europas:
Entweder wird Europa einmal mehr, aber diesmal friedlich, die Avantgarde der Welt, oder Europa wird definitiv vor der Welt beweisen, dass bleibende Lehren aus der Geschichte nicht gezogen werden können, und dass es keinen menschengerechten Weg gibt, um schöne Utopien ins Recht der Wirklichkeit zu setzen. (Menasse 2012: 107)
Eine ähnliche Idee verfasste kürzlich Ulrike Guérot, die 2016 ein Buch mit dem Titel „Warum Europa eine Republik werden muss! Eine politische Utopie“ vorgelegt hat. Beide, Menasse wie auch Guérot, sehen das Ende der europäischen Nationalstaaten gekommen und fordern eine Verfassung für ein freies, friedliches Europa der Regionen und nicht ein Europa der Nationen oder der Völker. Ein solches Plädoyer bzw. eine derartige Forderung scheint ganz offensichtlich im Widerspruch zu den politischen Entwicklungen in Europa zu stehen. Ob in Frankreich, in Deutschland, den Niederlanden, in Polen oder anderswo in Europa – die rechtspopulistischen Bewegungen gewinnen nicht nur an Zulauf, sondern scheinen kurz vor der Übernahme der Regierungsgewalt zu stehen oder haben sie schon übernommen. Insofern könnte man mit Recht behaupten, Robert Menasse und Ulrike Guérot befinden sich zwar in der guten, hoch angesehenen, aber letztlich doch gescheiterten Reihe der Sozialutopisten1.
Und diese Reihe ist bekanntlich lang: Sie beginnt mit dem Propheten Jeschajahu (auch bekannt als Jesaja) und der Utopie des Friedensreiches: „Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen“ (Jesaja, 2, 4–5). Auch an Platons „Politeia“ (380 v. Chr.) und seine Ideen zu einem idealen Staat oder an Thomas Morus und seinen Roman „Vom besten Zustand des Staates und der neuen Insel Utopia“ (1970 [1516]) ist zu denken, in dem (ein Jahr bevor Luther seine Thesen an die Kirchentür zu Wittenberg schlägt) unter anderem die Abschaffung des Geldes und des Privateigentums, die Einführung einer menschenfreundlichen Arbeitskultur, einer allgemeinen kommunalen Kranken- und Altenpflege sowie eines allgemeinen und gleichberech- tigten Bildungssystems beschrieben werden. Auch Francis Bacons Fragment „Nova Atlantis“ (1984 [1627]) darf nicht vergessen werden, das ein Jahr nach dem Tod seines Verfassers erschien und in dem eine idealtypische, wissenschaftlich und technisch entwickelte Gesellschaft beschrieben wird. Und mit einem historischen Sprung und der Vernachlässigung wichtiger anderer Utopisten kommen im 19. Jahrhundert Karl Marx und Friedrich Engels ins Spiel der Utopien. Karl Marx formuliert 1875 zum Beispiel in seiner „Kritik des Gothaer Programms“ unter anderem die folgende Vision:
In einer höheren Phase der kommunistischen Gesellschaft, nachdem die knechtende Unterordnung der Individuen unter die Teilung der Arbeit, damit auch der Gegensatz geistiger und körperlicher Arbeit verschwunden ist; nachdem die Arbeit nicht nur Mittel zum Leben, sondern selbst das erste Lebensbedürfnis geworden; nachdem mit der allseitigen Entwicklung der Individuen auch ihre Produktivkräfte gewachsen und alle Springquellen des genossenschaftlichen Reichtums voller fließen – erst dann kann der enge bürgerliche Rechtshorizont ganz überschritten werden und die Gesellschaft auf ihre Fahne schreiben: Jeder nach seinen Fähigkeiten, jedem nach seinen Bedürfnissen! (Marx 1973 [1875]: 19)
1918 veröffentlicht Ernst Bloch den „Geist der Utopie“ und Jahre später „Das Prinzip Hoffnung“ (1954–1959). 1975 publiziert der US-Amerikaner Ernest Callenbach sein weitsichtiges Werk „Öko- topia“, in dem er eine ökologische Vision entwickelt, die in vielen Bereichen bereits Realität ist (deutsche Übersetzung: Callenbach 1978). Usw usf. Kurz und gut und wieder zurück zu Robert Menasse und Ulrike Guérot: Ganz im Geiste der früheren Sozialutopisten kritisieren beide die bestehenden Zustände (hier in der EU und in Europa) und postulieren (im Sinne eines Wunschbildes) das Verschwinden des Nationalstaats und ein Europa ohne Grenzen. Als Akteure oder Subjekte dieser gesellschaftlichen Veränderungen haben Menasse und Guérot die Bürgerinnen und Bürger in den europäischen Staaten ausfindig gemacht. Aus der Sicht der Sozialutopisten wird das Verschwinden des Nationalstaats keine Veränderung von ‚oben‘, sondern eine von ‚unten‘ sein.
Empirische Spekulationen
Auch wenn derartige Veränderungen in naher Zukunft wohl nicht zu erwarten sind, könnte man ja einmal mittels der Empirie spekulieren und Visionen entwickeln, ohne gleich zum Arzt geschickt zu werden2. Die zu untersuchende Forschungsfrage lautet: Gibt es in Deutschland Akteure oder Subjekte, die derartige Veränderungen von „unten“ für ein offenes Europa ohne Grenzen auch umsetzen könnten, die sich mit Europa identifizieren und selbst offen für „Fremdes“ und Neues sind? Zur Reflexion darüber nutzen wir Ergebnisse einer Studie, die wir im Sommer 2015 zu Einstellungen gegenüber Muslimen und dem Islam durchgeführt haben3. Im Folgenden beschreiben wir, welche Konstrukte wir wie erhoben haben und welche Ergebnisse sich dabei zeigten.
Identifikation mit Europa
In einem ersten Schritt fragen wir danach, inwieweit sich die Personen unserer nicht-repräsentativen Stichprobe mit Europa identifizieren: Von den damals 975 Befragten gaben auf einer fünfstufigen Likert-Skala insgesamt 20,8 Prozent an, dass sie sich stark mit Europa identifizieren; 28,7 Prozent identifizierten sich stark mit Deutschland und 8,6 Prozent stark mit Europa und Deutschland.
Positive Einstellungen gegenüber Muslimen
Im zweiten Schritt suchen wir nach den Ausprägungen und Prädiktoren positiver Einstellungen gegenüber Muslimen. Die dazu genutzte Skala besteht aus folgenden Items:
• „Es gibt keinen Grund, Muslimen den Zugang zu bestimmten Berufen zu verwehren.“
• „Insgesamt leisten Muslime einen wichtigen Beitrag zu unserer Gesellschaft.“
• „Ich hätte gern mehr muslimische Freunde.“
• „Es würde mich nicht stören, mit einem Muslim befreundet zu sein.“
• „Muslime sollten gleichberechtigte Mitbürger sein.“
• „Ich kann mir vorstellen, bei einer Kommunalwahl für einen Muslim zu stimmen.“
Die mit diesen Items gebildete Skala („Positive Einstellungen gegenüber Muslimen“) besitzt eine einfaktorielle Struktur und eine zufriedenstellende Reliabilität (Cronbachs α = ,87).
Ursachen für positive Einstellungen gegenüber Muslimen
Im dritten Schritt suchen wir nach Prädiktoren für die „Positiven Einstellungen gegenüber Muslimen“. Gerechnet wurden schrittweise hierarchische Regressionsanalysen4. Als potenzielle Prädiktoren nutzen wir a) ideologische Überzeugungen (autoritäre Überzeugungen und soziale Dominanzorientierung), b) Variablen zur Operationalisierung der Identifikation mit Europa und Deutschland, c) Medienpräferenzen und d) soziodemografische Merkmale (Alter, Geschlecht, Bildung, Familienstand, Wohnregion etc.). Zur Begründung: Zahlreiche nationale und internationale Studien verweisen auf den Einfluss generalisierter oder ideologischer Überzeugungen, wie Autoritarismus (Right-wing Authoritarianism, RWA) oder sozialer Dominanzorientierung, als robuste Prädiktoren für vorurteilsbehaftete Einstellungen gegenüber Muslimen und dem Islam (z. B. Cohrs/Stelzl 2010, Imhoff/Recker 2012, Lee et al. 2013).
In unserer Studie haben wir uns auf die Jenaer Autoritarismus-Skala (RWA3D-Skala) von Funke (2005) gestützt, um autoritäre Überzeugungen erfassen zu können. Soziale Dominanzorientierung (SDO) wurde in Anlehnung an Cohrs und Stelzl (2010) erhoben. Auch der Einfluss nationalistischer Überzeugungen (z. B. Coenders 2001, Meer et al. 2010) auf gruppenbezogene Vorurteile ist empirisch gut untersucht. Vor allem die Identifikation mit der eigenen nationalen oder ethnischen Gruppe (mit Deutschland oder mit Europa) beeinflusst die Einstellung gegenüber relevanten Fremdgruppen (z. B. Falomir-Pichastor/ Frederic 2013, Yogeeswaran et al. 2014). Unter Medienpräferenzen subsumieren wir alle spezifischen Einstellungen gegenüber den klassischen und digitalen Mediennutzungsangeboten. Für das spezifische Medienwahl- und Mediennutzungsverhalten (vgl. auch Frindte/Haußecker 2010, Eyssel et al. 2015) wurden a) die Einschätzung der allgemeinen Mediennutzung, die b) Fernsehnutzung („Wenn Sie Nachrichten im Fernsehen sehen, welche Sender schauen Sie dann in der Regel?“: Das Erste, ZDF, Sat.1, RTL, ProSieben, Dritte [MDR, NDR, SWR etc.]) und c) die Internetnutzung („Wenn Sie Nachrichten im Internet lesen oder ansehen, welche Quellen nutzen Sie dann in der Regel?“: Webseiten traditioneller Printmedien, z. B. ZEIT oder Spiegel, Online-Angebote der Fernsehsender, z. B. Mediatheken, Blogs, Facebook, andere Seiten) erhoben.
Tabelle 1 gibt das Modell mit der besten Lösung der schrittweisen Regressionsrechnungen für die signifikanten Prädiktoren wieder. Alle in die Rechnung aufgenommenen, aber nicht signifikanten Prädiktoren wurden weggelassen.
Die ideologischen Überzeugungen (Autoritarismus und soziale Dominanzorientierung) erweisen sich als negative Prädiktoren für positive Einstellungen gegenüber Muslimen. Das heißt: Menschen, die diesen Überzeugungen stärker anhängen, neigen auch dazu, Muslime weniger positiv zu sehen. Die Identifikation mit Europa, die Präferenzen für Webseiten traditioneller Printmedien und die Bildung deuten sich dagegen als positive signifikante Prädiktoren an; das heißt, stärkere Ausprägungen dieser Variablen gehen mit einer positiveren Sichtweise der Gruppe der Muslime einher.
Typenbildung durch Clusteranalyse
Bevor wir diese Befunde interpretieren und illustrieren, soll der letzte Schritt unserer statistischen Analyse erläutert werden: Eine Clusteranalyse5 wurde gerechnet, um statistisch relevante Gruppie- rungen zu identifizieren, die sich hinsichtlich der bedeutsamen Variablen unterscheiden, d. h. um die oben aufgeworfene Forschungsfrage beantworten zu können. Als Gruppierungsvariablen dienten die autoritären Überzeugungen (RWA), die soziale Dominanzorientierung (SDO), die Identifikation mit Europa, die Präferenzen für Webseiten traditioneller Printmedien, die Bildung und die positiven Einstellungen gegenüber Muslimen.
Die Clusteranalyse6 erbrachte vier homogene, gut interpretierbare Cluster (gültige N = 966). Eine anschließende Diskriminanzanalyse7 zeigt zudem, dass sich die Gruppierungsvariablen in signifikanter Weise8 eignen, um die gefundenen vier Cluster zu unterscheiden. Das Klassifizierungsergebnis ergab, dass im ersten Cluster alle Fälle zutreffend eingeordnet werden können, im zweiten Cluster 94,3 Prozent, im dritten Cluster 92,3 Prozent und im vierten Cluster wiederum alle Fälle. Abbildung 1 illustriert die Ergebnisse
Wir interpretieren diese Abbildung gleich im angekündigten Spekulationsmodus: In unserer Gesamtstichprobe gibt es eine nicht kleine Gruppe (Cluster 4 N = 239), die 24,7 Prozent der Personen aus der Gesamtstichprobe umfasst und die sich vor allem in Bezug auf die Gruppe 1 (Cluster 1: N = 170; 17,6 Prozent) durch folgende Merkmale auszeichnet: Die befragten Personen aus Cluster 4 weisen nicht nur die geringsten Werte in den autoritären und sozial-dominanten Überzeugungen aus, sie besitzen auch einen höheren Bildungsstand; sie informieren sich über die Webseiten traditioneller Printmedien (Der Spiegel, Die Zeit); sie haben die positivsten Einstellungen gegenüber Muslimen und sie identifizieren sich relativ stark mit Europa.
Empirisch begründeter Optimismus
Letzterer Befund stimmt uns optimistisch, interpretieren wir ihn doch im Sinne der von Menasse und Guérot vertretenen Utopie vom Verschwinden des Nationalstaats und einem Europa ohne Grenzen. Es gibt noch immer gebildete und politisch informierte Menschen, die eine positive Sicht auf ethnische Minderheiten, Flüchtlinge im Allgemeinen und Muslime im Besonderen haben, autoritäre und macht- orientierte Gesellschaftsstrukturen ablehnen und sich mit Europa identifizieren. Diese Gruppe von Menschen ist – gemessen an der Gesamtbevölkerung – keine Mehrheit; sie umfasst ein knappes Viertel der Gesamtstichprobe. Darauf kommt es auch gar nicht an. Sozialer Wandel wird von Minderheiten initiiert und realisiert. Nur dürfen und sollten es eben nicht die rechtspopulistischen Minderheiten sein, die gegenwärtig den sozialen Wandel dominieren. Und damit schlussendlich noch einmal zu den Utopien: Zu Beginn des neuen Jahrtausends entwickelte Ulrich Beck (2002) Grundlinien eines „kosmopolitischen Zeitalters“, in dem an die Stelle der Nation als irdische Religion die irdische Religion des Kosmopolitismus treten werde. Kosmopolitismus sei „die säkularisierte Gottesordnung nach deren Ende“ (Beck 2002: 448).
Kosmopolitismus ist, mit anderen Worten, die nächste große Idee, die nach den historisch verschlissenen Ideen des Nationalismus, Kommunismus, Sozialismus, Neoliberalismus kommt, und diese Idee könnte das Unwahrscheinliche möglich machen, dass die Menschheit, ohne Rückfall in die Barbarei, das 21. Jahrhundert überlebt. (Ebd.: 16)
Kosmopolitismus bedeutet für Beck im Kern „die Anerkennung der Andersheit der Anderen“ (ebd.: 412). Obwohl Beck (2002: 400) wiederholt insistiert, dass die Frage, wer als Gewinner aus der Zweiten Moderne9 hervorgehen werde, prinzipiell offen sei, geht er in optimistischer Weise davon aus, dass die „Gegenmacht der kosmopolitischen Linken“ eine wesentliche Kraft für den Erfolg des angestrebten Kosmopolitismus sein kann. Dafür sei allerdings notwendig,
dass es der kosmopolitischen Linken gelingt, sich nach innen und außen als nationaler und globaler Mitspieler im Metaspiel der Weltpolitik zu konstituieren.‚Dieʻ kosmopolitische Linke existiert eigentlich gar nicht, da sie in Millionen von Initiativen zerfällt oder nach außen unsichtbar in Gestalt von Einzelpersonen hinter den bekannten parteipolitischen Markenartikeln aktiv wird – es sei denn, die kosmopolitische Linke gründet und definiert sich selbst als solche. Die innere Vielfalt sowohl der Programmatiken, Sprachen, Einzelanliegen als auch der politischen Taktiken und Strategien scheint einer solchen reflexiven Selbstdefinition unüberwindliche Hindernisse in den Weg zu legen. Das muss aber nicht so sein. Der programmatische Schlüssel, die Anerkennung der Vielfalt, kann auch als organisatorische ‚Einheit‘ verstanden und ausgelegt werden. Dazu ist es allerdings erforderlich, dass diese Vielfalt nicht länger als Makel gilt, sondern als Wesens- und Identitätsmerkmal des neuen Kosmopolitismus bejaht und praktiziert wird. In diesem Sinne müsste eine kosmopolitische Linke die Werte der kosmopolitischen Gesellschaft zunächst einmal selbst praktizieren, für die sie politisch streitet. (Ebd.: 401)
Diese präskriptive Formulierung erinnert an das Marx’sche Diktum, nach dem die Theorie zur materiellen Gewalt wird, wenn sie die Massen ergreift (Marx 1961: 385). Die Meta-Erzählung Kosmopolitismus muss von den Menschen nicht nur nacherzählt, sondern gelebt werden.
1 Der Begriff der Sozialutopisten wird hier weiter gefasst als in der politischen Philosophie üblich. Dort werden in der Regel jene Personen als Sozialutopisten bezeichnet, die vor allem in Frankreich, dem Vereinigten Königreich und Deutschland Anfang des 19. Jahrhunderts Vorstellungen einer humanen Gesellschaft entwarfen und publizierten. Zu den wichtigsten Vertretern gehören Claude Henri de Saint-Simon, Charles Fourier, Pierre-Joseph Proudhon, Louis-Auguste Blanqui und Louis Blanc, der gebürtige Schotte Robert Dale Owen und der Deutsche Wilhelm Weitling.
2 „Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen.“ Mit diesem legendären Satz äußerte sich Helmut Schmidt (angeblich) zu den Visionen, die Willy Brandt im Bundestagswahlkampf 1980 zu formulieren versuchte (ZEITmagazin 2010).
3 Ausführlich werden die Ergebnisse dieser Studie und weiterer Untersuchungen zu Einstellungen gegenüber Muslimen und dem Islam in Frindte und Dietrich (2017) vorgestellt.
4 Die Regressionsanalyse setzt die empirischen Verteilungen eines Prädiktormerkmals x und eines Kriteriummerkmals y miteinander in Beziehung, sodass eine Regressionsgleichung entsteht, welche die Vorhersage von y aus x ermöglicht. Gerechnet wurde hier mit paarweisem Ausschluss.
5 Die Clusteranalyse ist eine multivariate Methode mit dem Ziel, Untersuchungsobjekte (Merkmalsträger) hinsichtlich der Ähnlichkeit (beziehungsweise Unähnlichkeit) bezüglich bestimmter Eingangsmerkmale zu gruppieren beziehungsweise zu klassifizieren. Dabei sollten die Mitglieder eines Clusters möglichst homogen im Hinblick auf ihre Merkmalsausprägungen und die Mitglieder verschiedener Cluster möglichst heterogen sein.
6 Gerechnet wurden hierarchische Clusteranalysen mittels Ward-Verfahren, dem eine Clusterung mittels Single-Linkage-Verfahren vorgeschaltet wurde. Als Anhaltspunkt zur Bestimmung einer sinnvollen Clusteranzahlwurde das Struktogramm herangezogen.
7 Die Diskriminanzanalyse ist – wie die Clusteranalyse – ein multivariates Verfahren zur Analyse von Gruppen- bzw. Klassenunterschieden. Mit dieser Methode ist es möglich, zwei oder mehrere Gruppen unter Berücksichtigung von mehreren Variablen zu untersuchen und zu ermitteln, wie sich diese Gruppen unterscheiden. Im Unterschied zur Clusteranalyse ist die Diskriminanzanalyse allerdings kein exploratives (Suchverfahren), sondern ein konfirmatorisches Verfahren (Prüfverfahren).
8 p < ,001.
9 Mit der „Zweiten Moderne“, deren Beginn in der Regel ab Mitte bzw. Ende des 20. Jahrhunderts datiert wird, werden die Prozesse der umfassenden Globalisierung beschrieben – verbunden mit der zunehmenden Machttransnationaler Konzerne und prekären Arbeitsverhältnissen – sowie die Herausbildung einer Weltgesellschaft.
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