Von Franziska Martini & Fabian Klinker
Dauer- und Starkregen führten Ende Mai 2024 zu Überschwemmungen und Jahrhunderthochwassern in Süddeutschland, insbesondere in Bayern und Baden-Württemberg. Viele Landkreise und Städte mussten den Katastrophenfall ausrufen.
Nicht jedes Extremwetterereignis lässt sich auf den Klimawandel zurückführen und ob heftige Niederschläge auch zu Hochwasser führen, hängt von weiteren Faktoren ab. Allerdings stellte der Deutsche Wetterdienst in einer Studie fest, „dass Starkniederschläge wie die in Süddeutschland Ende Mai bis Anfang Juni 2024 bereits heute sowohl leicht wahrscheinlicher als auch etwas stärker geworden sind. Durch den weiter voranschreitenden Klimawandel könnte sich diese Entwicklung noch verstärken.“[1] Etliche weitere Studien zeigen, dass Extremwetter durch den Klimawandel häufiger werden und sich Niederschläge durch die globale Erwärmung verstärken.[2]
Dass die (komplexen) Folgen des Klimawandels konkret sichtbar werden, geschieht zumindest in Deutschland dennoch eher selten. Daher wird vermutet, dass die „psychologische Distanz“ zum Klimawandel bei vielen Menschen relativ groß ist: Je höher die wahrgenommene räumliche, zeitliche und soziale Distanz zu den Folgen des Klimawandels und je geringer die Erwartung, selbst davon betroffen zu sein, desto eher bleiben – so zumindest in der Theorie – die Vorstellungen von den Konsequenzen auf einem abstrakten Level. Das wiederum könnte sich darauf auswirken, wie hoch die Handlungsabsichten im Bereich Klimaschutz sind. Die empirischen Befunde dazu sind allerdings nicht eindeutig.[3]
Auch inwiefern klimabedingte Katastrophen bei direkt und nicht direkt Betroffenen die Folgen der globalen Erwärmung ins Bewusstsein rücken, ist unklar. Es liegt aber nahe, dass Extremwetterereignisse wie der Starkregen, der dieses Jahr zu Hochwasser und Überschwemmungen in Süddeutschland geführt hat, den Klimawandel wieder stärker in den Fokus der Medien holen. Denn Nachrichten über Umweltkatastrophen entsprechen der Logik der Massenmedien, stärker ereignis- als themenorientierten zu berichten.[4]
Aus Perspektive aller, die die Notwendigkeit anerkennen, die globale Erwärmung aufzuhalten, ergibt sich aber auch die Frage, wie konstruktiv eine solche ereignisbezogene Klima-Berichterstattung ist und welche politischen Handlungsoptionen und Prognosen aufgezeigt werden. Für diesen Blogbeitrag wollten wir daher wissen:
Welche klimapolitischen Problem- und Handlungsfelder wurden in der Berichterstattung über das Hochwasser in Süddeutschland Anfang Juni 2024 diskutiert? Welche Handlungsmöglichkeiten und Zukunftsszenarien werden aufgezeigt?
Für die Analyse haben wir die Berichterstattung traditioneller Medien, des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sowie (rechts-)alternativer Medien untersucht.[5] Die Erhebung der Artikel und Beiträge erfolgte über die Social-Media-Präsenzen der untersuchten Medien in der Annahme, dass den auf Social Media beworbenen Beiträgen zum einen Relevanz seitens der Medien selbst zugeschrieben wird und zum anderen, dass diese Beiträge von einem breiteren Publikum rezipiert werden (vgl. #9 unseres Analyse-Feeds).[6]
Die Auswertung zeigt, dass von den erhobenen 1.821 Postings zum Hochwasser in Süddeutschland nur etwa 7 % explizit den Bezug zum Klimawandel herstellten – entweder im Posting selbst oder in verlinkten Inhalten. Grafik 1 zeigt die Anzahl der medialen Postings gesamt und den Anteil an Beiträgen mit und ohne expliziten Bezug zum Klimawandel im Zeitverlauf. Bei den Postings mit Klimabezug stammen 64 % von traditionellen, 22 % von öffentlich-rechtlichen und 14 % von (rechts-)alternativen Medien.
In der Berichterstattung über das Hochwasser in Süddeutschland 2024 wurde der Klimawandel nur selten thematisiert.
Grafik 1: Mediale Social-Media-Postings zum Hochwasser in Süddeutschland 2024
Wie erwartet verlinkten die untersuchten Medien in den meisten ihren Social-Media-Postings auf Artikel oder Beiträge auf ihren Webseiten. Für die Beiträge mit Klimabezug haben wir alle diese Beiträge abgerufen, gespeichert und qualitativ ausgewertet. Insgesamt 68 Artikel und Beiträge, davon 5 mit zusätzlichem Audiomaterial (Podcasts und Radiobeiträge), sind so in die Analyse eingeflossen.
In der Mehrheit der Beiträge zum Hochwasser, in denen der Klimawandel angesprochen wird, ist der Klimawandel auch zentrales Thema der Berichterstattung (62 %). In den anderen Beiträgen (38 %) werden der Klimawandel bzw. die globale Erwärmung nur nebensächlich behandelt. In den traditionellen und öffentlich-rechtlichen Medien beziehen sich solche nebensächlichen Thematisierungen in der Regel darauf, dass Überschwemmungen oder Extremwetterereignisse durch den Klimawandel häufiger geworden sind und auch zukünftig häufiger werden. Relevant ist diese Entwicklung insbesondere für den (Ausbau des) Hochwasserschutz oder in Diskussionen um eine verpflichtende Elementarschadenversicherung.
In der Mehrheit der Beiträge zum Hochwasser, in denen der Klimawandel angesprochen wurde, war der Klimawandel auch zentrales Thema der Berichterstattung.
Die wenigen Artikel und Beiträge (rechts-)alternativer Medien hingegen behaupten größtenteils einstimmig, dass entweder der Klimawandel keinen Einfluss auf das Hochwasser oder auf Extremwetterereignisse generell oder der Mensch keinen Einfluss auf Klimaveränderungen habe – unabhängig davon, ob der Beitrag den Klimawandel haupt- oder nebensächlich behandelt. Kritisiert werden wahlweise traditionelle bzw. öffentlich-rechtliche Medien dafür, dass sie das Hochwasser für die „Klimaideologie“ instrumentalisierten, oder die Politik, die mit dem Verweis auf die Klimakrise von Versäumnissen im Hochwasserschutz ablenken wolle.
Wo der Klimawandel in traditionellen und öffentlich-rechtlichen Medien zentrales Thema des Beitrags ist, lassen sich grob zwei thematische Richtungen ausmachen: Ein kleinerer Anteil der Beiträge widmet sich der Frage, inwiefern der Klimawandel Ursache für Extremwetterereignisse ist (1). Der größere Anteil an Beiträgen, inklusive Reportagen, Kommentaren und Tickermeldungen, nimmt vor allem die (politischen) Folgen des Hochwassers sowie Klimaschutz- bzw. Klimaanpassungsmaßnahmen in den Blick (2).
(1) Der erste Teil der Beiträge stellt aktuelle Studien zum Zusammenhang zwischen Hochwasser und Klimawandel vor, es werden Interviews mit Expert*innen geführt und Fakten oder Begriffe geklärt. Zwei Studien sind im Untersuchungszeitraum besonders präsent: die bereits oben zitierte Studie des Deutschen Wetterdiensts (DWD)[7] sowie eine Schnellanalyse von Climameter, einem Konsortium internationaler Klimawissenschaftler*innen[8]. Wie der DWD kommen die Autor*innen der Schnellanalyse zum Ergebnis, dass der Regen, der das Hochwasser in Süddeutschland verursachte, aufgrund der vom Menschen verursachten globalen Erwärmung stärker ausgefallen ist. Die meisten dieser Artikel sind überwiegend informativ geschrieben und lassen Expert*innen zu Wort kommen. Der Spiegel veröffentlichte beispielsweise am 7. Juni einen Artikel, in dem auch einer der Autoren der Studie von Climameter zitiert wird:
„‚Die Ergebnisse von Climameter zeigen, dass der durch CO-Emissionen verursachte Klimawandel auch hoch entwickelte Länder wie Deutschland trifft und soziale, wirtschaftliche und ökologische Schäden verursachen kann‘, sagte der CNRS-Mitautor Davide Faranda. ‚Alle Bevölkerungsgruppen sind vom Klimawandel betroffen, und eine massive Reduzierung der fossilen Brennstoffe ist notwendig, um die Gefahren von Klimaextremen in einer sich erwärmenden Welt zu verringern.‘“[9]
Dass wie hier die Reduzierung fossiler Brennstoffe bzw. die Reduzierung von Treibhausgasen als Lösungsweg und Handlungsmöglichkeit gegen eine weitere Verschlimmerung der Folgen des Klimawandels genannt werden, ist dennoch selten. Von den 15 untersuchten Beiträgen, die zentral den Zusammenhang zwischen globaler Erwärmung und Extremwetterereignissen besprechen, erwähnen gerade einmal 4 Beiträge eine Emissionsreduktion als Handlungsempfehlung. Andere Handlungsoptionen gegen die globale Erwärmung sind kaum vorhanden (siehe unten).
In der Berichterstattung wurden aktuelle Studien vorgestellt, die den Zusammenhang zwischen globaler Erwärmung und Extremwetterereignissen aufzeigen. Wissenschaftler*innen und Expert*innen wurden zitiert.
Eher ungewöhnlich für die Berichterstattung ist ein Interview, das am 10. Juni in der F.A.Z. erschienen ist und eine Politikwissenschaftlerin zu Wort kommen lässt.[10] Sie spricht nicht nur über den Klimawandel als Ursache für zunehmend häufigere Umweltkatastrophen, sondern auch über die (globalen) sozialen Folgen des Klimawandels und betont ebenfalls die Notwendigkeit zur Emissionsreduktion. Dieser Artikel ist der einzige, in dem explizit das Thema der Klima-Ungerechtigkeit angesprochen wird.
(2) Wenig überraschend widmet sich ein großer Teil der medialen Berichterstattung dem Thema Hochwasserschutz, der in den untersuchten Beiträgen als Klimaanpassungsmaßnahme gilt. Dazu zählen beispielsweise die Entsiegelung von Flächen, die Renaturierung begradigter Flüsse, der Ausbau von Rückhaltebecken und Flutpoldern oder auch von Gründächern. Die meisten Beiträge prognostizieren, dass Umweltkatastrophen aufgrund des Klimawandels zunehmen werden. Damit verbunden sind auch Fragen nach den Kosten des Klimawandels und wer diese tragen soll. Neben Soforthilfen für Betroffene werden Vorschläge diskutiert, wie eine Finanzierung aussehen kann.[11] Die Rheinische Post berichtet beispielsweise am 6. Juni:
„Und so steigt im Bund wie in den Ländern der Druck, beim Hochwasserschutz und der Anpassung an die Folgen der Klimakrise nachzubessern. Das kostet natürlich Geld. Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) hat nun dafür gewoben [sic], dass Bund und Länder eine gemeinsame Finanzierungsgrundlage für die Klimaanpassung schaffen.“[12]
In eine ähnliche Stoßrichtung gehen auch Beiträge zur Diskussion darüber, ob eine Elementarschadenversicherung Pflicht werden soll, da die Folgen der Klimakrise anders finanziell kaum tragbar seien. Kritik daran kommt beispielsweise von einem taz-Autor, der schreibt:
„Als zentrale Maßnahme gegen die Flut wird jetzt die Elementarversicherung gefordert. Oder die Starkregen-Gefahrenkarte. Es wimmelt von Ratschlägen an Hausbesitzer. Kurz: Man versucht, die Klimakatastrophe auf eine versicherungsrechtliche, technische, letztlich individuelle Ebene abzuturfen.“[13]
Und in einem Kommentar in der Augsburger Allgemeinen fordert die Autorin angesichts der hohen Schäden durch die Hochwasser in Süddeutschland, mehr für den Klimaschutz zu tun:
„Das Problem aber ist: Das Narrativ, dass der Klimaschutz den Menschen zu viel abverlangt und ohnehin viel zu teuer sei, hält sich hartnäckig. Es ist natürlich wahr: Klimaschutz kostet Geld. Viel Geld. Milliarden Euro. Aber wahr ist auch: Kein Klimaschutz kostet noch mehr, auch Menschenleben.“[14]
Insgesamt werden in der Berichterstattung jedoch Hochwasserschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen allgemein deutlich häufiger thematisiert als Klimaschutz im Sinne von solchen Maßnahmen, die darauf abzielen, die globale Erwärmung aufzuhalten. Die Reduzierung von Treibhausgasen wird auch in den weiteren Beiträgen nur selten explizit als Lösungsweg genannt, dementsprechend selten sind auch konkrete Vorschläge, wie diese Reduzierung gelingen kann, z.B. durch den Umstieg auf Erneuerbare Energien oder eine CO2-Bepreisung. Eine der Ausnahmen stellt hier ein Artikel in der Rheinischen Post dar, der Carla Reemtsma, Sprecherin von Fridays for Future, ausführlich zu Wort kommen lässt.[15] Sie betont die Notwendigkeit, „die Verbrennung von Kohle, Öl und Gas so schnell wie möglich“ zu stoppen und kritisiert insbesondere die CDU/CSU dafür, sich entgegen der europäischen Klimapolitik für eine Zukunft von Verbrennermotoren einzusetzen. Wenige weitere Artikel verweisen zudem darauf, dass der Expertenrat der Bundesregierung für Klimafragen davon ausgeht, dass Deutschland die Klimaziele zur Minderung von Treibhausgas-Emissionen für 2030 voraussichtlich nicht erreichen wird.
Klimaschutzpolitik wurde in der untersuchten Berichterstattung seltener thematisiert als Hochwasserschutz und Klimaanpassungsmaßnahmen.
Einige Artikel greifen die (vermeintliche) Diskussion zwischen Klimaanpassung und Klimaschutz explizit auf. Die Welt veröffentlichte einen Artikel unter dem Titel „Das problematische Klimawandel-Argument“, in dem der Autor nicht nur schreibt, dass der Zusammenhang zwischen Hochwasser und Klimakrise fraglich sei, sondern auch mit Verweis auf die Klimaforschung argumentiert, dass die „Klimawandel-Zuschreibung“ den Fokus auf die falschen Maßnahmen lege – nämlich auf Treibhausgas-Reduzierung statt auf Klimaanpassung, welche deutlich effektiver sei.[16]
Das rbb24 Inforadio greift die Diskussion folgendermaßen auf:
„Wissenschaftler wie Stefan Rahmstorf vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung betonen allerdings, dass man sich niemals an drei Grad Erderwärmung anpassen werden könne. Haser [umweltpolitischer Sprecher der CDU in Baden-Württemberg] sagt, er widerspreche dem. ‚Selbstverständlich lassen sich Probleme in den Griff kriegen.‘ Regenrückhaltebecken und Dämme hätten an vielen Orten geschützt. Klimawandelanpassung und Klimaschutz dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.“[17]
Tatsächlich wird zumindest in der untersuchten Berichterstattung seltener über Klimaschutzpolitik allgemein als über Hochwasserschutz und Klimaanpassung gesprochen: Etwa 55 % der Beiträge in traditionellen und öffentlich-rechtlichen Medien diskutieren Lösungen in Form von Klimaanpassungsmaßnahmen, inklusive Hochwasserschutz, während in nur etwa 32 % der Beiträge Handlungsmöglichkeiten im Bereich Klimaschutzpolitik, inklusive der Reduzierung von Treibhausgasen, angesprochen werden. In etwa genauso vielen Beiträgen werden aber auch die Vor- und Nachteile einer verpflichtenden Elementarschadenversicherung besprochen, die als mögliche Lösung für die finanziellen Folgen der Klimakrise diskutiert wird. Ein Gegeneinanderausspielen verschiedener Handlungsmöglichkeiten, wie die Zitate oben kritisieren, findet in der Berichterstattung kaum statt. Ausnahme sind hier (rechts-)alternative Medien, in deren Beiträgen durchaus mehr Hochwasserschutz gefordert wird. Dieser wird aber entweder gar nicht als Klimaanpassungsmaßnahme dargestellt, da geleugnet wird, dass Extremwetterereignisse klimabedingt zunehmen – oder der Hochwasserschutz wird als Versäumnis der Politik thematisiert, die sich fälschlicherweise auf die „Klimaideologie“, d.h. den Klimaschutz, konzentriere.
Die untersuchte Berichterstattung traditioneller und öffentlich-rechtlicher Medien zum Hochwasser in Süddeutschland Ende Mai/Anfang Juni 2024 stellt mehrere Zukunftsprognosen auf: Größtenteils einig ist sich die Berichterstattung darüber, dass Extremwetterereignisse klimabedingt häufiger und intensiver werden. Diese Prognose wird mit Studien und Aussagen von Wissenschaftler*innen untermauert. Ebenfalls aufgezeigt wird, wenn auch seltener, dass die Folgen des Klimawandels enorme Kosten mit sich bringen (werden). Ein paar Mal erwähnt wird außerdem, dass die Bundesregierung ihre Klimaziele zur Reduzierung von Treibhausgasen bis 2030 voraussichtlich nicht erreichen wird.
Als Handlungsmöglichkeiten hauptsächlich diskutiert werden Verbesserungen zum Hochwasserschutz und weitere Klimaanpassungsmaßnahmen, beispielsweise gegen Dürre. Dazu werden relativ konkrete Vorschläge aufgezeigt, etwa das Errichten von Flutpoldern, die Entsiegelung von Flächen oder die Renaturierung von begradigten Flüssen. Darüber hinaus wird diskutiert, wie es gelingen kann, die Kosten für den Klimawandel zu stemmen – beispielsweise über politische und rechtliche Maßnahmen wie die Einführung einer Pflichtversicherung gegen Elementarschäden oder eine rechtliche Regelung wie das Klimaanpassungsgesetz[18], das die Klimaanpassung als Gemeinschaftsaufgabe von Bund, Ländern und Kommunen definiert. Eher selten und ohne konkrete Handlungsoptionen wird die Reduzierung von Treibhausgasen als Möglichkeit aufgezeigt, die globale Erwärmung aufzuhalten und damit Folgen und Kosten zu reduzieren. Damit widersprechen die Ergebnisse der Analyse auch dem, was vonseiten konservativer Medien und Politiker*innen bemängelt bzw. seitens (rechts-)alternativer Medien vehement propagiert wird: Zumindest in der Berichterstattung fallen Hochwasserschutz und Klimawandelanpassung nicht hinter der Klimaschutzpolitik zurück.
Aber es zeigt sich auch: Die Klimakrise wurde in der von Medien auf Social Media beworbenen Berichterstattung zum Hochwasser in Süddeutschland 2024 nur sehr selten überhaupt thematisiert (7 %). Längst nicht alle Beiträge, die über die Folgen der Klimakrise berichten oder (negative) Prognosen aufstellen, zeigen konkrete Handlungsmöglichkeiten auf. Vor allem in Bezug darauf, wie die Klimaziele 2030 erreicht werden können, fehlt ein konstruktiver Ausblick. Außerdem fällt auf, dass neben Politiker*innen insbesondere Wissenschaftler*innen zu Wort kommen, während die Perspektiven von zivilgesellschaftlichen Organisationen und Klimaaktivist*innen kaum sichtbar werden. Doch gerade darin, diesen Gruppen mehr Aufmerksamkeit zu geben, könnte eine Chance bestehen, in die Diskussion um konkrete Lösungsmöglichkeiten und Handlungsoptionen gegen die globale Erwärmung einzusteigen.
Offen bleibt die Frage, in welchem Ausmaß das Thematisieren des Klimawandels im Kontext von Extremwetterereignissen überhaupt sinnvoll ist. Es besteht aber die Hoffnung, dass bei Leser*innen die „psychologische Distanz“ zur Klimakrise abgebaut werden kann, indem Folgen des Klimawandels direkt greifbar werden. Im besten Fall folgen daraus klimaprogressive Handlungsabsichten – insbesondere, wenn konkrete Möglichkeiten dazu aufgezeigt werden.
[1] Schröter, J., Knauf, J., Tivig, M., Lorenz, P., Sauerbrei, R., & Kreienkamp, F. (2024). Attributionsstudie zu den Niederschlagsereignissen in Süddeutschland – Mai-Juni, Bericht des Deutschen Wetterdienstes
, 1-30. doi.org/10.5676/dwd_pub/attribution/2024_02.
[2] https://www.ipcc.ch/report/ar6/wg1/chapter/chapter-11/, zuletzt abgerufen am 25.07.2024.
[3] Keller, A., Marsh, J. E., Richardson, B. H., & Ball, L. J. (2022). A systematic review of the psychological distance of climate change: Towards the development of an evidence-based construct. Journal of Environmental Psychology, 81. https://doi.org/10.1016/j.jenvp.2022.101822; Huang, J., Yang, J. Z., Zhang, S. (2024). One Day When We Were Young: Nostalgia Brings Climate Change Temporally Closer. Environmental Communication
, 1-21. doi.org/10.1080/17524032.2024.2353085.
[4] Hase, V., Mahl, D., Schäfer, M. S., & Keller, T. R. (2021). Climate change in news media across the globe: An automated analysis of issue attention and themes in climate change coverage in 10 countries (2006–2018). Global Environmental Change, 70
, 1-12. doi.org/10.1016/j.gloenvcha.2021.102353.
[5] Traditionelle Medien: die 20 auflagenstärksten Tages- und Wochenzeitungen mit Politikbezug (z.B. Spiegel, Focus, taz, Berliner Morgenpost, BILD); öffentlich-rechtlicher Rundfunk: ARD, ZDF, alle dritten Programme und deren Hauptnachrichtenkanäle (z.B. tagesschau, ZDF-heute); Alternativ-/Desinformationsmedien: verschiedene, meist rechts-alternative Online-Medien mit desinformativen Inhalten (z.B. COMPACT-Magazin, Deutschland-Kurier, Junge Freiheit).
[6] Die Daten wurden Ende Juli für den Zeitraum vom 01. bis 30. Juni 2024 über Meltwater.com erhoben. Datengrundlage sind insgesamt 262 Social-Media-Accounts von verschiedenen deutschsprachigen Medien (Accounts traditioneller Medien: N = 91, öffentlich-rechtlicher Medien: N = 59, (rechts-)alternativer Medien: N = 112; bzw. X-Accounts: N = 97, Facebook-Accounts: N = 94, Instagram-Accounts: N = 71). Die Postings zum Hochwasser in Süddeutschland wurden erhoben über die Schlagwortsuche: *flut* OR *hochwasser* bzw. (*flut* OR *hochwasser*) AND *klima*. Anschließend wurden die Postings manuell überprüft und diejenigen entfernt, die keinen Bezug zum Hochwasser in Süddeutschland aufwiesen (beispielsweise Postings zu Hochwasserereignissen in anderen Regionen oder Ländern im selben Zeitraum).
[7] Schröter, J., Knauf, J., Tivig, M., Lorenz, P., Sauerbrei, R., & Kreienkamp, F. (2024). Attributionsstudie zu den Niederschlagsereignissen in Süddeutschland – Mai-Juni, Bericht des Deutschen Wetterdienstes, 1-30. https://doi.org/10.5676/dwd_pub/attribution/2024_02.
[8] https://www.climameter.org/20240601-03-southern-germany-floods (zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
[9] https://www.spiegel.de/wissenschaft/hochwasser-klimawandel-verschlimmerte-extremwetter-in-sueddeutschland-a-1fcf8e96-b073-49dd-b312-c6aed1627200 (zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
[10] https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/hochwasser-und-klimawandel-auch-in-deutschland-gibt-es-klimavertriebene-19775977.html (zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
[11] vgl. z.B. https://www.zeit.de/wirtschaft/2024-06/klimaruecklage-naturkatastrophe-klimawandel-versicherung-marcel-fratzscher (zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
[12] https://rp-online.de/politik/deutschland/hochwasser-bei-der-finanzierung-von-hochwasserschutz-hakt-es_aid-114000511 (zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
[13] https://taz.de/Hochwasser-in-Sueddeutschland/!6015270/ (zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
[14] https://www.augsburger-allgemeine.de/bayern/kommentar-klimaschutz-ist-teuer-aber-kein-klimaschutz-kostet-noch-mehr-id70970446.html (zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
rp-online.de/politik/deutschland/cdu-csu-fridays-for-future-entlarvt-widersprueche-der-union_aid-114383281(zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
[16] https://www.welt.de/wissenschaft/plus251919868/Hochwasser-Das-problematische-Klimawandel-Argument.html (zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
[17] https://www.inforadio.de/rubriken/interviews/2024/06/03/raimund-haser-hochwasser-lage-bayern-baden-wuerttemberg-deiche-feuerwehr.html (zuletzt aufgerufen am 13.08.2024).
[18] https://www.bmuv.de/themen/klimaanpassung/das-klimaanpassungsgesetz-kang (zuletzt aufgerufen am 14.08.2024).